Kämpfe im Kongo gefährden deutsche Hilfe

Rebellenoffensive und UN-Untätigkeit bringen Hilfswerke in Bedrängnis. Kabinett vor Beschluss über Bunia-Einsatz

BERLIN taz ■ Schwere Kämpfe gefährden die deutsche humanitäre Hilfe im Osten der Demokratischen Republik Kongo – unbeeinflusst von der Stationierung einer internationalen Eingreiftruppe im nordostkongolesischen Bunia. „Wir sitzen auf gepackten Koffern“, berichtete die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) der taz gestern über die Lage in der 500.000 Einwohner zählenden Stadt Butembo, 200 Kilometer südlich von Bunia. Auf Butembo rückt Kongos größte Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) vor, die seit Tagen im Ostkongo eine Offensive gegen die von Kongos Regierung unterstützte RCD-ML (RCD-Befreiungsbewegung) führt. Die DWHH ist die größte deutsche Hilfsorganisation in der Region.

Aus dem nahen Beni, wo die RCD-ML ihren Sitz hat, berichtete Jürgen Feldmann von „World Vision Deutschland“ der taz von gewaltsamen Demonstrationen gegen die Untätigkeit der UN-Blauhelmmission angesichts der RCD-Offensive. „Wir fühlen uns unsicher, weil es auch uns treffen könnte“, sagte er. Seine Organisation betreut Flüchtlinge.

Dennoch steht keine Ausweitung des internationalen Truppeneinsatzes in Bunia an. Der Einsatz bleibe streng auf Bunia begrenzt, sagte EU-Chefdiplomat Javier Solana der Zeit. „Wir sind nicht das Afrikakorps.“ Morgen will das Bundeskabinett ohne förmliche Sitzung, lediglich per schriftliche Zustimmung der Minister, über den deutschen Beitrag zu dem Einsatz beschließen. Es geht um medizinische und logistische Hilfe. Der Kongo-Programmleiter der DWHH, Georg Dörken, nannte dies gegenüber der taz „angemessen“. Allerdings müsse man insgesamt „das Truppenkontingent massiv aufstocken“. D.J.

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