berliner szenen Blick auf das Wetter

Kanaren stabil

Das Berliner Radioprogramm ist wie überall in Deutschland völlig abstoßend. Zum Beispiel die Moderatoren mit ihren übertrieben provinziell triumphierenden Vordrängelstimmen, die einen ständig selbstzufrieden anschreien. Das professionelle Sprechen auf den Bildungssendern ist quasi die Impertinenz der Gebildeten und so war es sehr schön, als das von der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz inszenierte Ersatzradio lief.

Das war wie so eine Mischung aus den guten Zeiten von Radio 100 aus den Achtzigern, Kiss FM aus den Neunzigern und experimentellen Hörspieleinlagen. Die Musik war prima und experimentell, die Leute sprachen normal und nuschelten manchmal, und die Halbbildungstalks von „Super-School“, in denen es mit tausend Irgendwies um alles mögliche ging, waren klasse. Leider nur eine Woche lang.

Auf der Frequenz, auf der das Ersatzradio von der Volksbühne lief, läuft nun Uni-Radio. Die sagen immer „Djuni-Radio“. Es ist aber sehr angenehm gerade im Sommer am Morgen so relaxte Musik zu hören. Zwar auch Mainstream – Rockers Hifi, John Coltrane oder „Trouble is a lonesome town“ von Lee Hazlewood, aber doch Mainstream für Leute, die Musik gut finden. Und vor allem viel Elektronik. Und seltsames Gerausche, und manchmal funktioniert auch alles nicht, und statt der Nachrichten gibt es merkwürdige Samples mit lustigen Funktionsträgeraufzählungen: „Arbeitgeberpräsident Hundt, Grünen-Chef Bütighofer, Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul“. Oder immer wieder nur: „Und hier noch einmal die Nachrichten Berlin, Berlin, Berlin, Berlin. So weit die Meldungen. Und jetzt noch ein Blick auf das Wetter: Auf den kanarischen Inseln ändert sich nichts.“DETLEF KUHLBRODT