Mit der Kogge nach Hawaii

Sammlungen und Sonderausstellungen der Hamburger Museen bieten rund ums Jahr Erlebnisreiches für die ganze Familie. Und in den Ferien meist ein Extra-Programm für Kinder

Hamburgs große Museen liegen zentral und eröffnen neue Horizonte und alte Horizonte neu.

von MECHTHILD BAUSCH

„Das ist keine richtige Burg“, urteilen zwei etwa siebenjährige Museumsbesucher und starren auf die in Miniatur nachgebildete Hammaburg in der Vitrine. Statt einer armseligen Holzhütten-Siedlung, Urzelle der Elbmetropole, hatten die Kids eine stolze Ritterfestung à la Neuschwanstein erwartet.

Macht nichts. Dafür geht der Nachwuchs im Rumpf einer nachgebauten Kogge und im teilweise ins Museum verfrachteten Frachtdampfer „Werner“ auf Entdeckungsreise. Oder begeistert sich für die prachtvollen Kleider der Herren und Damen Pfeffersäcke, die ihre Garderoben der Nachwelt stifteten: „Ich nehm‘ das Hellblaue mit der Schleppe!“ Höhepunkt des Besuchs im Museum für Hamburgische Geschichte ist die Vorführung der riesigen Modelleisenbahn im Dachgeschoss. Vier bis fünf Mal täglich setzen sich Dutzende von Zügen für eine halbe Stunde leise surrend in Bewegung.

Nicht nur im weitläufigen Museumsbau am Holstenwall kann man mit der ganzen Familie fröhliche Stunden zubringen. Hamburgs große Museen liegen zentral und eröffnen neue Horizonte und alte Horizonte neu. Engagierte Museumspädagogen bieten für Kinder und Jugendliche jede Menge Anleitungen zum Sehen, Verstehen und Selbermachen. Seit über 35 Jahren gibt es in der Hamburger Kunsthalle die so genannte Malschule, die das ganze Jahr über offene Werkstätten und Kurse anbietet. Jeden Samstagnachmittag von 14 bis 18 Uhr ist „Kinderzeit“ in der Galerie der Gegenwart, von der UBS-Private Bank Deutschland AG ermöglicht: Während die Kleinen durch die zeitgenössische Kunstabteilung spazieren und Gesehenes anschließend selbst umsetzen, können die Eltern in Ruhe die renommierte Kunstsammlung oder Sonderausstellungen anschauen (Kosten: 11 Euro für die ganze Familie, mit Museumseintritt, ein Erwachsener mit Kindern 6 Euro).

In Sachen Ferienprogramm ist die Kunsthalle ebenfalls sehr engagiert. Blütenformen und -farben sind das Thema der Sommerferienkurse mit dem Titel „Von der ganzen großen Zahl“. Fünf Tage dauert ein Kurs, jeweils von Montag bis Freitag, 10 bis 13 Uhr. Ein Bus bringt die Kinder jeden Morgen vom Botanischen Garten, wo sie die Natur studiert haben, zur Kunsthalle, wo es an die Staffelei oder den Werkstoff geht – das Ganze unter erfahrener Anleitung durch Museumspädagogen. (Für Kinder und Jugendliche von 5 bis 15 Jahren, Kosten für eine Woche pro Kind 15 Euro, Geschwister 10 Euro, inkl. Material, Eintritte und Busfahrten, Anmeldung unter 428 54-31 28).

„Metall und Hitze“ heißt das Sommerferien-Programm im Museum der Arbeit. Die Barmbeker Institution vermittelt seit mehr als 20 Jahren Lehrreiches über ausgestorbene Berufe und nicht nur historische Arbeitsweisen. Diesmal geht es um Metallbearbeitung –Techniken des Gravierens, Stanzens, Emaillierens und Gießens können erlernt werden. (Vom 8. bis 11. Juli vormittags, für Kinder von 6 bis 12, Kosten 3 Euro pro Teilnehmer/Tag, Anmeldung: 428 13 10).

Auch wenn die Sprösslinge sich weniger für die bäuerliche Lebenskultur Norddeutschlands interessieren, so ist ein Besuch im Altonaer Museum dennoch lohnenswert. Das Galionsfiguren-Kabinett, Schiffe und Koggen, historische Bauernstuben, eine altehrwürdige Apotheke und der Feinkostladen Duffke, ein Gemischtwarenladen aus Altenwerder, der komplett aufgebaut wurde, laden zum Schauen ein. Und das Museum für Völkerkunde ist trotz seiner nach wie vor etwas steifen und überfrachteten Vitrinenoptik ebenfalls einen Besuch wert. Im originalgetreuen japanischen Teehaus machen wir es uns auf großen Kissen bequem. Wir reisen in die Südsee, zu Indianern und Turkmenen und staunen, wie weit die Welt ist und wie verschieden die Menschen, die darin leben. Fragen tauchen auf: „Wie werden Nasenstäbe festgemacht?“ und „Wie sehen die Toiletten bei den Eskimos aus?“ Ferienkurse finden zu zahlreichen Themen statt, darunter: „Mutige Indianer gesucht!“, „Löwe, Leopard und Elefant“, „Aloha – Urlaub auf Hawai“ und „Eine bunte Reise um die Welt“ (Info & Anmeldung: Tel.: 428 13 10).

Angewandte Kunst in Möbeln und Design ist im Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt. Jeden Samstagnachmittag sind Kinder zu Workshops, jeden 3. Sonntag im Monat zur „Stöberkids Tour“ eingeladen. Die Deichtorhallen zeigen zur Zeit eine große Ausstellung des dänischen Designers Arne Jacobsen. Anfang August können Kinder ab 8 Jahren hier ein dreitägiges Ferienprogramm absolvieren, bei dem es darum geht, eigene Entwürfe für Möbel und Gebrauchsgegenstände anzufertigen (Info & Anmeldung: Tel.: 32 10 3-140).

„Frisch aufgetaut! Ein Ferienprogramm rund um Ötzi“ heißt das Sommer-Motto im Harburger Helms-Museum, in dem man frühzeitliche Techniken und Gebräuche studieren kann. Die Lebenswelt des Frühzeitmenschen wird für Kinder ab 8 Jahren anschaulich erkundet (Info & Anmeldung: Tel.: 4 28 71-2631). Wem das alles nicht reicht, der findet im Hamburger Internet-Branchenverzeichnis insgesamt rund 60 Museen und Galerien: Vom Gewürzmuseum, Schulmuseum, Zollmuseum bis zum „virtuellen Nahverkehrsmuseum“ gibt es jede Menge zu entdecken.

Das aktuelle Programm des Museumsdienstes mit allen Kursen und Workshops kann unter Tel.: 428 13 10 angefordert oder unter www.museumsdienst.hamburg.de abgerufen werden.