Kunst als modische Ware

betr.: „Im Griff des Kunstmarkts“ (New Yorker Armory Show), taz (Kultur) vom 14. 4. 04

Selten habe ich so viel Bullshit von einer so genannten Sachverständigen gelesen. Kunstmessen sind per se Verkaufsveranstaltungen und keine kuratierten Museumsschauen. Die Anwesenheit von Künstlern ist dort nur in Ausnahmefällen erwünscht, so wie Eierhändler nicht unbedingt ihre Hühner mit zum Markt bringen. Das mag man bedauerlich finden, aber hierin unterscheidet sich die Armory Show in New York nicht von der Art Cologne oder der Art Basel.

Auch die Tatsache, dass Kunst als modische Ware eingekauft wird, ist so alt wie die Kunstproduktion selbst. Papst Ignacio (der Hohepriester der spanischen Inquisition) war nicht an der Befindlichkeit El Grecos interessiert, er wollte aus Eitelkeit ein Porträt von dem angesagtesten Künstler seiner Zeit besitzen. Worüber die Autorin lamentieren sollte, anstatt in veraltete neomarxistische Dogmen zu verfallen, ist die Willigkeit, mit der zeitgenössische Künstler heute diesen Markt befriedigen. Und noch etwas: Der gar nicht so exklusive, von vielen Kritikern bevölkerte „500 Dollar“-Eröffnungsabend war ein Fund-Raiser für die Young Collectors des MoMA – etwas, das in Deutschland immer noch undenkbar ist. In den USA gibt es tatsächlich Leute, die freiwillig viel mehr für eine Eintrittskarte bezahlen, als die ganze Sache wert ist, um damit die Künste zu fördern. No kidding! UTE THON, Ex-taz, US-Korrespondentin „ART“, New York