WAS MACHT EIGENTLICH ...Wollita?
: Die Kulturszene bestricken

Ihr Fankreis wächst beständig und reicht mittlerweile vom Leiter des Hamburger Bahnhofs, Dr. Eugen Blume, über den Hebbel-Theaterchef Matthias Lilienthal, den Poptheoretiker Prof. Diedrich Diederichsen, den Love-Parade-Gründer Dr. Motte bis zum Feuilletonisten Dietrich Kuhlbrodt. Sie und viele andere verstehen etwas von Kunst und fordern folgerichtig den B.Z.-Kulturpreis für sexy Wollita, die Topflappenhäkelpuppe von Stereo-Total-Sängerin Françoise Cactus. Noch bis Sonntag ist Wollita in der Ausstellung „When Love Turns to Poison“ im Künstlerhaus Bethanien zu bewundern. Schon mit ihrem ersten öffentlichen Auftritt schaffte sie es auf die Seite 1 der B.Z. Die Schlagzeile lautete damals: „Skandal um Kinderporno-Ausstellung“. Doch völlig zu Unrecht, denn Wollita ist schon 18! Die lebensgroße Puppe wurde nach dem Vorbild einer gewerblichen Sexanzeige in der B.Z. („geile Wollmaus“) gehäkelt, als Kommentar der Künstlerin Cactus gegen die Degradierung der Frau zum Objekt. Egal, in der populistischen Kampagne von Bild und B.Z. gegen die Ausstellung spielten solche Details keine Rolle. Die geifernde Berichterstattung verriet vor allem etwas über die Fantasie der Schreiber. Für die zahlreichen Fans von Wollita steht fest: Als Entschädigung gebührt ihr der B.Z.-Kulturpreis. Sie fordern zudem für jedes unbekleidete Fotomodell in Bild und B.Z. eine großzügige Spende des Springer-Verlages an Organisationen, die sich gegen Sexismus und sexuellen Missbrauch einsetzen. WB

FOTO: KUNSTRAUM KREUZBERG

Wer Wollita unterstützen will, mailt an Wollita@die-toedliche-doris.de