vorlauf
: Gesichtslose Kleiderständer

„Traumjob Model!?“ (20.15 Uhr, Vox)

„Der Weg zum Ruhm ist schwer. Glück und Einsamkeit, Erfolg und Niederlage liegen ganz nah beieinander“, heißt es in der Vox-Pressemitteilung. Wer hätte das gedacht! Mal eben den Ku’damm rauf und runter und dann von Karl Lagerfeld als Supermodel entdeckt werden – so läuft das also nicht.

Oder zumindest nur in ganz seltenen Fällen. Dari Maximova aus Berlin ist so eine Hübsche, die auf der Straße angesprochen wurde. Vox begleitet die 18-Jährige zum „Supermodel of the World“-Contest in die Dominikanische Republik. Statt Schweiß und Tränen sieht man: Dari hat viel Spaß und berlinert in die Kamera: „Da hamma richtich jerockt, wa.“ Die Off-Stimme relativiert, dass so ein Contest nicht immer nur lustig ist. Von morgens, neun Uhr, bis weit nach Mitternacht müssen die Mädchen gut aussehen. Die 17-jährige Anne hat es bisher nur zum Go-go-Girl geschafft. Für 100 Euro pro Auftritt soll sie hier die besoffene Menge zum Tanzen animieren. Der Türke Koray hat noch gar nichts erreicht und fährt erst einmal zum Fotoshooting in die sächsische Provinz. Professionelle Bewerbungsfotos gratis werden ihm versprochen – wenn er sich nackt auszieht. Koray tut erschrocken, auch der Zuschauer will das lieber nicht sehen.

Die Storys von Dari, Anne, Koray und den anderen werden in Mixsequenzen hintereinander geschnitten. Nach einem unterhaltsamen Start mit Dari in der Karibik tendiert die Serie in Richtung „Super-Illu-TV“. Der behauptete Anspruch – zu zeigen, dass Modeln harte Arbeit ist – wird flugs unterboten. Wie schon fast vermutet, zeigt „Traumjob Model“ hauptsächlich nackte Tatsachen. Dabei offenbart der voyeuristische Blick hinter die Kulissen jedoch rein gar nichts. Branchenübliche Probleme wie Mager- oder Drogensucht sind hier nicht der Rede wert. Ist das wirklich so? Oder sind das nur Klischees? Das wäre mal eine Info gewesen. Die Protagonisten bleiben gesichtslose Kleiderständer, die Serie ohne Leben.

Nur Dari, die nach den sieben Folgen den 2,5-Millonen-Dollar-Vertrag in der Tasche haben wird, möchte man zurufen: „Mensch Mädel, lern lieber wat Vanünftjes!“ SILVIA HELBIG