theater
: Sensibles Spiel um Aids und Liebe

Wir leben im Zeitalter von Aids, darüber hat Suzanne van Lohuizen Mitte der Neunzigerjahre ihr Stück „Dossier: Ronald Akkerman“ geschrieben. Die Auseinandersetzung mit dieser Krankheit ins 21. Jahrhundert „hinüber zu retten“, war für die Schauspieler Beate Albrecht und Achim Conrad Grund genug, die „Akte Aids“ im Kölner ARTheater erneut zu öffnen.

Es ist die Geschichte der Krankenschwester Judith (Beate Albrecht) und ihrem homosexuellen Aids-Patienten Ronald Akkerman (Achim Conrad). Zwei Menschen, die in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit erkennen müssen, welch ungewöhnliche Wege die Liebe gehen kann. „Am 6. Mai 2004 ist Ronald Akkerman, 38 Jahre alt, an den Folgen von Aids gestorben“, notiert Judith nach der Beerdigung in ein Dossier. Damit will sie die Akte Ronald Akkerman für immer schließen, doch plötzlich steht er wieder vor ihr und konfrontiert die professionelle Pflegerin mit der Außergewöhnlichkeit, aber auch Ausschließlichkeit ihrer anderthalbjährigen Beziehung.

Damit beginnt eine sensible Auseinandersetzung der beiden Akteure mit dem Thema Aids, mit Leben und Tod, mit Liebe und Hass. Mit wenigen Mitteln gelingt es Beate Albrecht und Achim Conrad, ihr Publikum durch ausdrucksstarkes Spiel voll unübertriebener Emotionalität zu fesseln. Sie haben mit einfacher Bühnenausstattung alle Vorkehrungen dafür getroffen, dass zwei Menschen mit ihrer Fokussierung auf das Spiel der Charaktere überzeugen.

Daraus entsteht klassisches Theater mit starken Gefühlen, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirken. Konzentriert und sensibel setzen Albrecht und Conrad die Persönlichkeiten ihrer Charaktere in Szene, so dass der Zuschauer förmlich gezwungen wird, seine Sympathiepunkte immer wieder neu zu verteilen.

Eine kritische, einfühlsame, aber auch mit einem ordentlichen Schuss Selbstironie versehene Auseinandersetzung mit dem Thema Aids. Das Premierenpublikum lebte, litt, stritt und lachte am Samstag bis zum Ende mit und belohnte das Spiel mit langem Beifall. Stefanie Liebl

„Dossier: Ronald Akkerman“: ARTheater, Ehrenfeldgürtel 127, Köln, Tel. 0221/550 33 44 Weitere Vorstellungen: 13.-15. Mai und 10.-12. Juni, jeweils 20.30 Uhr