Survival of the fittest

Als hätten wir immer noch 86: Die Beastie Boys spielten in der Maria ein ebenso kurzes wie exklusives Konzert

Der fight for your right to party hätte härter nicht ausgetragen werden können. Als Mitte letzter Woche durchsickerte, die Beastie Boys würden Montagabend ein ebenso kurzes wie geheimes Konzert in der Maria spielen, begann ein Run auf die Gästeliste, wie ihn Berlin schon lange nicht mehr erlebt hat. Ein exklusiver Ausblick auf „ To The 5 Boroughs“ sollte es werden, ihr erstes neues Album seit sechs Jahren. Ein derart exklusiver Ausblick allerdings, dass mancher nicht eingeladene Journalist sich genötigt sah, der zuständigen Plattenfirma EMI bis auf weiteres die Zusammenarbeit aufzukündigen.

Nur ein Indiz für den gottgleichen Status, den die drei New Yorker unter Sneakers- und Stüssy-T-Shirts sammelnden Großstadt-Hipstern immer noch genießen. Zeitlose Style-Ikonen eben – und manch einer im Maria hätte sicherlich hinzugefügt: Style-Ikonen wie du und ich.

Nach einem bejubelten Aufwärm-Set ihres DJs Mixmaster Mike zeigten sie dann eindrucksvoll, wie man auch mit Ende 30 noch in Würde schmal geschnittene T-Shirts und schief aufgesetzte Basecaps tragen kann. Eine beängstigend fitte Verfassung, die große Teile des gleichaltrigen Publikums unwillkürlich den Bauch einziehen ließ und vor allem neidvolle Lamentos produzierte: „Kein Wunder, wenn man die letzten Jahre nichts anderes gemacht hat, als mit dem Dalai Lama surfen zu gehen“, versuchte sich einer vor seiner Freundin zu rechtfertigen.

Und tatsächlich: So ausufernd müssen ihre diversen Friedensstiftungs- wie Fitness-Aktivitäten gewesen sein, dass wohl aus Zeitmangel auf musikalische Neuerungen jeglicher Art verzichtet wurde. Der einzige Unterschied zwischen brandneuen Stücken wie der kommenden Single „Check it out“ und ihren alten Hits schien beim Konzert darin zu bestehen, das Letztere einen Tick heftiger beklatscht wurden. Ansonsten: alles beim Alten, als hätte es den Digi-Funk der Neptunes nie gegeben, als sei seit 86 nichts passiert – selbst das World Trade Center steht auf dem Cover ihres Albums noch immer wie eine Eins.

Und so soll „To The 5 Boroughs“ wohl vor allem eine Hymne an ihre Stadt sein. „I love New York more than ever“, heißt es da. Wieso genau sie ihre Stadt gerade jetzt mehr lieben als je zuvor, ließ sich am Montagabend nur mit Blick auf die Maria-Wände klären. „Rauchen verboten“ stand da – auf ausdrücklichen Wunsch der B-Boy-Buddhisten. Das mit der Party war wohl doch nur so eine Idee.

CORNELIUS TITTEL