Tanker trieb auf das Nordkap zu

„Moskva“ stundenlang manövrierunfähig. Ökologen warnen vor küstennaher Route

BERLIN taz ■ Mehrere Stunden lang trieb am Mittwoch ein russischer Tanker mit 100.000 Tonnen Öl an Bord manövrierunfähig auf das Nordkap zu. Die „Moskva“ lag zwanzig Kilometer vor der norwegischen Ortschaft Honningsvag und näherte sich mit zwei Kilometern pro Stunde der Küste. Die „Svalbard“, das nächstgelegene Schiff, das der „Moskva“ zur Hilfe hätte kommen können, lag zu diesem Zeitpunkt zehn Fahrtstunden entfernt. Nach Angaben des norwegischen Rundfunks konnte die Mannschaft den Maschinenschaden erst beheben, als bereits Land in Sicht war. Der 1998 gebaute Doppelrumpftanker fährt für den russischen Ölkonzern Jukos und kam aus Murmansk. Der Ölterminal der russischen Nordmeer-Hafenstadt ging im Oktober 2002 in Betrieb, weil für die traditionellen Exportrouten durch die Ostsee inzwischen schärfere Sicherheitsbestimmungen gelten. Die „Moskva“ hatte im Februar dieses Jahres die millionste Tonne Jukos-Öl aus Mumansk an Bord. Russische Konzerne planen einen schnellen Ausbau auf jährlich drei Millionen Tonnen und wollen den Hafen zudem durch eine neue Pipeline für den Export in die USA aufwerten.

Norwegische Umweltschützer haben wiederholt gegen die Tanker der Baureihe protestiert, aus der auch die „Moskva“ stammt. Die Schiffe passieren die Küste in geringem Abstand, um auf dem Weg um Norwegen Zeit zu sparen. Sie nähern sich den vorgelagerten Inseln bis auf 12 Seemeilen (20 Kilometer). Die Umweltschützer fordern einen Sicherheitsabstand von 50 Seemeilen.

Außerdem fordern die Umweltschützer die Bereitstellung von Hochseeschleppern für den Notfalleinsatz. Am Mittwoch blieb unklar, ob die „Svalbard“, ein Küstenwachschiff, die „Moskva“ überhaupt aus der Gefahrenzone hätte schleppen können. BZ