Mopo-Verkauf
: Der Tod der Heuschrecke

So hat die Finanzkrise auch ihr Gutes: Wäre der Medienmogul und Finanzjongleur David Montgomery nicht ins Fahrwasser der ökonomischen Talfahrt geraten, er hätte sein Werk der Zerstörung der Hamburger Morgenpost vermutlich zu Ende gebracht. Doch weil Heuschrecken, die mit hohen Krediten extreme Expansionen betreiben, derzeit weit öfter ins Schlingern geraten als solide geführte, nicht übermäßig verschuldete Unternehmen, gehört die Mopo seit gestern nicht mehr Montgomery sondern DuMont. Und das ist gut so.

KOMMENTAR VON MARCO CARINI

Für die Hamburger Belegschaft bedeutet der Eigentümerwechsel Fortschritt und Chance – schlimmer, als es bislang war, wird es in der Zukunft nicht werden. Unter DuMont besteht die Chance, dass sich realistische Renditeerwartungen und journalistische Qualitätskriterien wieder verbinden – nicht widerspruchslos, aber zumindest im Prinzip. Ob nun auch DuMont der Versuchung erliegt, mit seinen Zeitungs-Redaktionen in Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt „Synergieeffekte“ der Marke „Einer-für-alle – alle-für- einen“ anzustreben, bleibt abzuwarten. DuMont täte gut daran, aus dem Tod der Heuschrecke die Lehre zu ziehen: Boulevardzeitungen sind dort stark, wo sie eigenständig sind. Und die Motivation der Belegschaft ist ein Kapital, das mit Geld nicht aufzuwiegen ist.