Bürgerpflicht: Neu bewerben

Hamburger Politik kommentiert Olympia-Aus für Leipzig zurückhaltend. Fechter kritisieren mangelndes Sport-Engagement des Senats

Rostock streicht die Segel, Leipzig versinkt wieder im Allerlei, aber die HamburgerInnen übten sich in dem, was sie am besten können: Sie kommentierten das Olympia-Aus für die deutsche Bewerbung mit hanseatischer Zurückhaltung. „Leipzig hat mit Leidenschaft gekämpft“, anerkannte Sportsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) das Ausscheiden der sächsischen Konkurrenz aus dem Vorjahr. Dies sei zu bedauern. Das Nationale Olympische Komitee solle jetzt „prüfen, unter welchen Voraussetzungen eine deutsche Bewerbung für 2016 Erfolg versprechend ist“.

Mitfühlend gab sich auch CDU-Sportpolitiker Volker Okun: Niemand könne sich über dieses Ergebnis freuen, hatte er ein paar Krokodilstränen für den Osten übrig. Hamburg müsse jetzt „klug vorgehen, um die notwendige geschlossene Unterstützung für eine Bewerbung 2016 zu gewinnen“. Das Tor für Olympia sei „noch offen gehalten“. Ganz verkneifen konnte er sich aber nicht das Resumee: „Wir haben nicht nur aus unserer, sondern auch aus der Bewerbung Leipzigs gelernt.“ Und Parteifreund Marcus Weinberg vermutete, dass „die große Euphorie und Olympia-Begeisterung in den letzten Monaten nur pausiert hat, um Leipzig die Daumen zu drücken“. Jetzt werde sie wieder aufleben, denn: „Hamburg ist eine SportMetropole.“

So ganz scheint das aber nicht zu stimmen, wenn man sich die Fechter in der Hansestadt anhört. Die gaben gestern auf einer Pressekonferenz ihrem Unmut darüber Ausdruck, dass der Senat ihnen zwar viel versprochen, bisher davon aber kaum etwas eingehalten habe. „Irgendwie fehlt der Stadt der Drive“, bemängelte im Vorfeld der Deutschen Amateurmeisterschaften der Fechter-A-Jugend Rolf Strassenburger, der als Geschäftsführer der Firma Dinse den Hauptsponsor der Veranstaltung vertritt. Und Ilja Wöllert, Referent für Leistungssport beim Hamburger Fechtverband, stellt fest, dass den Sportlern von der Stadt höhere Fördersummen versprochen als letztlich gezahlt wurden.

Von solchen unschönen Dingen war in den Politikeraussagen des gestrigen Tages selbstverständlich nicht die Rede. Aus Sicht der FDP und ihres sportpolitischen Sprechers, eines gewissen Carsten Byernetzki, ist es nun gar „fast die Pflicht von Hamburg, sich für die Spiele 2016 erneut zu bewerben“, rief er bei dieser Gelegenheit gleich das mittlerweile nur noch mäßig originelle Motto aus: „Feuer und Flamme für Hamburg 2016.“ P. AHRENS/H. TERNIEDEN