Roland-Fest im Space-Schatten

Die Pressekonferenz zum großen Roland-Fest wurde von der schlechten Nachricht zum Space Center überschattet

Bremen taz ■ „600 Jahre Bremer Roland“ werden vom 10. bis 20. Juni auf dem Marktplatz der Hansestadt gefeiert. Ein eine Million Euro teures Jahrmarkts-Spektakel – von Konzerten umtönt, von Ausstellungen begleitet, mit einem Feuerwerk bekrönt. Event-Marketing, mit dem Bremen „seine Internationalität“ vorspielen und damit die Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt 2010 vorantreiben möchte. So äußerte sich der Chef der Bremen Marketing GmbH, Klaus Sondergeld, auf der Rolandfest-Pressekonferenz.

Jubel-Stimmung gilt es also zu inszenieren. Aber nur bedröppelte Politiker waren am Mittwoch zu sehen. Und Durchhalteparolen zu hören in Sachen Space Center, das vor dem finanziellen Aus steht. Durchhalteparolen mit der Betonung auf „Parolen“. Kultursenator Hartmut Perschau: „Wir waren mutig, den Entertainment-Bereich ohne Shopping Center zu eröffnen.“ Bürgermeister Henning Scherf: „Wir sind auch jetzt keine Weicheier, geben nicht auf.“ Noch „viele Jahre“ werde der Space Park den Menschen offen stehen. Aber wird auch drinnen etwas zu erleben sein?

Noch eine letzte Atempause bis Ende August will man mit dem Betreiber ProFun und der Dresdner Bank vereinbaren, einer Tochter der Allianz-Gruppe, die bisher eine halbe Milliarde Euro in das Projekt investiert hat. Die Mittel von etwa 1,2 Millionen Euro für den zweimonatigen Aufschub der Schließung, der bereits als „soft closing Phase“ bespöttelt wird, stammen laut Perschau aus einem „Notfall-Betriebsmittelkredit“ von etwa 10 Millionen Euro, zur Hälfte von Bremen finanziert, zur anderen Hälfte von der Bank. Aber noch, erklärt der Sprecher der Dresdener Bank gegenüber der taz, hat das Bankhaus sein förmliches O.k. nicht gegeben. Der Bank geht es dabei nicht vorrangig um die 600.000 Euro für die zwei Monate – sie will grundsätzlich aussteigen aus ihrem Space Park-Engagement – und die Immobilie meistbietend verkaufen. Mancher große Unterhaltungs-Park ist erst im zweiten oder dritten Anlauf rentabel geworden, wenn die Erst-Investitionen abgeschrieben sind und nicht mehr Zinsen dafür gezahlt werden müssen. Nicht 1,5 Millionen Besucher pro Jahr werden dem Space Center derzeit zugetraut, sondern höchstens ein Drittel davon. „Wir verhandeln noch die Konditionen, unter denen die Geldgeber aussteigen“, berichtet Perschau. „Aber wenn sich der Investor von seinem Investment distanziert, haben wir wenig Chancen.“ Kurzfristig zu realisierende Alternativ-Konzepte und -Finanziers gebe es derzeit nicht.

Perschau mit Blick auf Scherf: „Wir beide sind die letzten, die beim Scheitern des Space Parks nicht die Verantwortung tragen würden.“ Aber: „Bürgerschaft, Senat, alle Gremien haben das doch auch mitgetragen.“

Wie kann das Roland-Fest da noch das Image Bremens retten? Die Bäckerinnung soll helfen. Und liefert ein Symbol des Scheiterns: die Roland-Schnitte – demnächst überall im Kuchen-Fachhandel erhältlich. Ein staubtrockener Teig mit splitternd harter Glasur. Darauf dekoriert ein geschmacksneutrales Marzipan-Blatt mit einem Roland-Bildchen. Hinein drapiert ein Zuckerbrei als schlecht imitierte Sahne. Dieses Fest-Gebäck versüßt kein Desaster, sondern zermatscht beim ersten Zugriff – zu einem schwer verdaulichen Bröselpamp. fis