was macht eigentlich ...der Bundespräsident?

Kronprinz werden

Sie erinnern sich: Bleierne Depression liegt seit gestern über Pankow, die Anrainer des Schönhauser Schlösschens trauern ob der Entscheidung des Bundespräsidialamts, Johannes Rau – oder wer auch immer dann Präsident ist – im August 2004 nicht für anderthalb Jahre ins Pankower Exil umzuquartieren.

Heute sind wir noch klüger. Das Präsidialamt hat verkündet: Rau – oder wer auch immer – zieht ins Kronprinzenpalais, das Palästchen vis-a-vis dem Zeughaus, einst als Jugendbleibe für Friedrich Zwo barock aufgebrezelt, später Behältnis für Friedrich Wilhelm III., Ausstellungen der Nationalgalerie, Gäste der DDR-Regierung und des Berliner Senats. Zwischendurch zerstört, abgetragen und rekonstruiert.

Vielleicht hat Bruder Johannes ja Glück, wenn dieser Kelch an ihm vorbeigeht. Ist die Einquartierung des Staatsoberhauptes ins „Kronprinzenpalais“ doch eine symbolische Degradierung. Anders herum: Was, bitte schön, soll aus einem Bundespräsidenten denn noch werden? Und überhaupt: Ein Palais ist nun mal kein Schloss, da werden sich die Monarchen auf Staatsvisite ins Fäustchen lachen.

Jetzt heißt es ohnehin abwarten: Endgültig entscheiden muss der Haushaltsausschuss des Bundestags, 6 Millionen für die Herrichtung wollen abgenickt sein. Und auch wenn’s klappt, brauchen Feierabendpaparazzi sich nicht Unter den Linden zu postieren: Zum Arbeiten geht Rau – oder wer auch immer – während der Bellevue-Sanierung einfach nach nebenan – in den Präsidialamtsneubau. CLP
FOTO: RTR