Von Kim Jong Il zu Kim Jong Un

Nordkoreas Herrscher bestimmt seinen dritten Sohn zum designierten Nachfolger

TOKIO taz ■ Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il hat offenbar seinen dritten Sohn Jong Un zum Thronfolger der Familiendynastie ernannt. Nach Erkenntnissen des südkoreanischen Geheimdienstes hat der Diktator die Führung der kommunistischen Partei bereits vergangene Woche über die Regelung der Nachfolge informiert.

Kim Jong Un ist der jüngere der zwei Söhne, die Kim mit seiner dritten Ehefrau Ko Yong Hi hat, die 2004 an Brustkrebs starb. Jong Un soll 1984 geboren sein, wurde wohl in einem Schweizer Internat erzogen und gilt als Liebling von Kim Ok, der langjährigen Sekretärin und seit dem Tod von Jong Uns Mutter neuen Lebenspartnerin von Führer Kim. Seitdem wurde Kim Jong Un als Thronfolger gehandelt.

Allerdings bekleidet Jong Un, anders als sein zwei bis drei Jahre älterer Bruder, bisher kein einziges Amt. Doch das könnte sich bald ändern: Für Anfang März hat das kommunistische Land eine seit dem Sommer überfällige Parlamentswahl angesetzt. Südkoreanische Nordkorea-Experten spekulieren, Kim Jong Un könnte erst einen Sitz in der Obersten Volksversammlung und danach einen wichtigen Posten in der Nationalen Verteidigungskommission bekommen, der eigentlichen Machtzentrale.

Kims Nachfolgeentscheidung kommt überraschend und ist ein deutliches Indiz dafür, dass der „geliebte Führer“ sich von seinem Schlaganfall im August erholt hat und die Zügel wieder fest in der Hand hält. Nach seiner Erkrankung war Kim monatelang von der Bildfläche verschwunden. Doch in den letzten Wochen hatten die Staatsmedien mit steigender Frequenz Fotos von ihm veröffentlicht. MARTIN FRITZ