Irak: Anschläge auf Politiker

Zwei gemäßigte schiitische Politiker Opfer von Angriffen. Trotz Waffenruhe Gefechte in Kufa. Foltervorwürfe gegen polnische Soldaten. Japanische Reporter getötet

BERLIN ap/dpa ■ Gut einen Monat vor der geplanten Machtübergabe im Irak sind jetzt gemäßigte Schiiten-Politiker ins Visier von Attentätern geraten. Wenige Stunden nach einem Angriff auf einen Konvoi von Regierungsratsmitglied Salama al-Chafadschi wurde nach dem Freitagsgebet in der Pilgerstadt Nadschaf das Auto von Scheich Sadreddin al-Kabandschi, einem führenden Mitglied des Hohen Rates für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), beschossen. Die Politiker blieben unverletzt. In Kufa lieferten sich derweil trotz einer vereinbarten Waffenruhe US-Soldaten erneut Gefechte mit Anhängern des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr.

Nach dem Vorwurf der Beteiligung polnischer Soldaten an Folterungen in Irak hat Präsident Aleksander Kwaśniewski die Armee zu einer Erklärung aufgefordert. Nach US-Ermittlungsprotokollen sollen Häftlinge von polnischen Soldaten geschlagen worden sein, ehe sie den Amerikanern übergeben wurden. Der Sprecher der 6.200 polnischen Soldaten in Irak, Oberstleutnant Robert Strzelecki, wies die Vorwürfe zurück. Verteidigungsminister Jerzy Szmajdziński sprach von unbestätigten Enthüllungen. Polen werde die USA um eine Erklärung bitten.

Bei Samawah südlich von Bagdad sollen Donnerstagabend zwei japanische Journalisten ums Leben gekommen sein, deren Auto unter Beschuss geraten war. Das Fahrzeug ging in Flammen auf, sagte der verletzte Fahrer. Bei den Journalisten handelt es sich nach japanischen Behördenangaben um zwei freiberufliche Reporter.

Chaotisch verlief am Freitag die Freilassung von rund 600 Häftlingen aus dem Gefängnis Abu Ghraib. Als der Buskonvoi aus unbekannten Gründen zum Stillstand kam, wurden die begleitenden US-Soldaten aus umliegenden Häusern beschossen. Angehörige umringten die Busse und führten ihre Verwandten heraus. Nach der zweiten Freilassungswelle seit Bekanntwerden des Folterskandals werden in dem umstrittenen Gefängnis nun weniger als 3.000 Häftlinge festgehalten. Derweil untersucht die US-Armee Vorgänge in einem Gefängnis in Samarra, wo im Frühjahr 2003 Häftlinge misshandelt worden sein sollen.

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