HipHop lieb

Mit schönen Erinnerungen beschenkt nach Hause kehren: Kanye West gastierte im 2Be-Club und alle sangen mit

Alle lieben Kanye West. Kaum hatte er sein sensationelles Debüt „The College Dropout“ veröffentlicht, waren auch schon jede HipHop-Hörerin und ihre Brüder ausnahmslos dem 26-jährigen Produzenten und Rapper aus Chicago verfallen. Zwar hatte er in der Vergangenheit als Produzent von Jay-Z, DMX, Memphis Bleek, Foxy Brown, Jermaine Dupri, Talib Kwali, Scarface und Alicia Keys nicht gerade im Verborgenen gearbeitet, doch erst sein eigenes Album löste eine Begeisterungswelle aus, in deren Folge man ihm sogar Lieder zuschrieb, an denen er gar nicht beteiligt war – zum Beispiel „Toxic“ von Britney Spears, ausgerechnet in dieser Zeitung.

Egal. Die Zuschauer, die sich am Freitagabend vor der kleinen Bühne des 2Be-Clubs drängelten, waren gekommen, um den Mann, der je nach Begeisterungsgrad als Retter, Erneuerer oder als willkommene Abwechslung gilt, in ganzer Pracht zu erleben. Und weil einfach alles stimmte, hat Kanye West dann auch niemanden enttäuscht. Zwar wurde Syleena Johnson, von der es zunächst hieß, sie würde mit West auf der Bühne stehen, nicht gesehen, dafür hatte er aber einen DJ, einen Assistenzrapper, eine Geigerin, einen singenden Keyboarder sowie einen Eckensteher mit dabei, dessen eigentliche Funktion jedoch nicht genau zu ermitteln war.

Deutlich kraftvoller als auf seiner Platte rappte sich West durch ein umfangreiches Repertoire und hüpfte dabei sportlich mit den Armen rudernd von einem Fuß auf den anderen. Soweit es die Platzverhältnisse im Zuschauerraum zuließen, tat das Publikum es ihm ergeben nach und sang auch gern seine schönsten Textzeilen mit. „She got a light-skinned friend look like Michael Jackson/Got a dark-skinned friend look like Michael Jackson“ aus „Slow Jamz“ kam so in Fischerchorstärke zu Gehör, was die Stimmung noch einmal bis unter die Decke hob.

Schön war auch das Medley, bei dem der DJ kurz eine historische Entwicklungslinie von Kurtis Blow bis Jay-Z zog, welche die Geigerin ausgesucht HipHop-untypischer Weise fiedelnd akzentuierte. Bei einem zweiten Medley kamen dann nur Geige und Keyboard zum Einsatz, während das Publikum die Stücke singend erraten musste. Wie sich herausstellte, kannte es sich bestens aus, weshalb West zum Abschluss aus Dankbarkeit und Freude kartonweise T-Shirts ins Auditorium schleuderte, die man als schöne Erinnerung an ein rundum gelungenes HipHop-Konzert mit nach Hause nehmen konnte. HARALD PETERS