Kölns ältester Frauenbuchladen „Rhiannon“ vor dem Aus

Feministische Literatur gibt es längst nicht mehr nur im frauenbewegten Fachhandel. Diese Konkurrenz macht dem „Rhiannon“ schwer zu schaffen. Daran ändert auch die Öffnung für Männer nichts. Mit einer Spendenaktion hofft das Team, die drohende Schließung noch abwenden zu können

KÖLN taz ■ Der traditionsreiche Kölner Frauenbuchladen „Rhiannon“ kämpft ums Überleben. „Unsere finanzielle Situation ist sehr, sehr schwierig und wir stehen wirklich knapp vor dem Aus“, bringt Geschäftsführerin Sibylla Mohnen die prekäre Lage auf den Punkt. Doch die Buchladenfrauen wollen nicht aufgeben. Mit einem Spendenaufruf hoffen sie, die bevorstehende Schließung doch noch abwenden zu können.

Die Gründe für die angespannte Situation sieht Mohnen in der konjunkturellen Lage, vorrangig aber im veränderten Kaufverhalten der Kundinnen, die entweder im Internet bestellen oder in den Buchhandlungen im eigenen Viertel kaufen. Denn dort gehört Frauenliteratur inzwischen zum selbstverständlichen Angebot – Rhiannon hat den Boden dafür bereitet.

Vor 27 Jahren in der Moltkestraße gegründet, vor zwei Jahren in doppelt so große Räume in die Venloer Straße umgezogen, war Rhiannon einer der ersten Frauenbuchläden in Deutschland. „Eintritt für Männer verboten“ stand an der Tür. Schnell wurde er zu einem wichtigen Treffpunkt und Diskussionsforum und trug dazu bei, dass Köln eine „frauenbewegte Stadt“ wurde. Das angebotene Literaturspektrum reichte von Esoterik bis zu feministischen Hardcore-Positionen. Doch auch Rhiannon passte sich den Veränderungen in der Frauenszene an. Mit einem breit gefächerten Angebot ist er schon lange keine Nischenbuchhandlung mehr. Und auch Männer haben inzwischen Zutritt.

Seine wichtige soziale Aufgabe hat Rhiannon behalten, ist immer noch politischer Infopool und Vorverkaufsstelle für Frauen- und lesbisch-schwule Veranstaltungen, Ort für Vorträge und Lesungen außerhalb des literarischen Mainstreams. Doch auch hier sind die Besucherinnenzahlen inzwischen rückläufig. „Vielleicht gibt es in Köln inzwischen ein Überangebot an frauenspezifischen Themen“, versucht Mohnen die veränderte Konsumhaltung zu erklären – was zum Teil sicher auch wieder auf die erfolgreiche Arbeit von Rhiannon als Teil der Frauenbewegung zurückzuführen wäre.

„Ich fände es schlimm, wenn Rhiannon schließen müsste, weil dann ein schöner Buchladen und ein wichtiges Kommunikationszentrum für die Szene endgültig platt wäre“, so Stammkundin Latifa Bey über das mögliche Aus der traditionsreichen Buchhandlung. Brigitte Maser

Spendenkonto 385 789 509, Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Stichwort: Zukunft für Rhiannon