Messerstecherei am Weinberg

Am Weinbergspark in Mitte werden seit Jahren offen Drogen gehandelt. Nun wurde dort ein Algerier schwer verletzt. Offenbar ein Streit unter Dealern. Anwohner berichten: Szene ist härter geworden

VON VERENA HEYDENREICH

Der Weinbergspark in Mitte ist für Anwohner ein beliebter Treffpunkt. Bei schönem Wetter ist er von meist jungen Kiezbewohnern bis spät am Abend bevölkert. In der Nacht zu Dienstag wurde dort ein aus Algerien stammender Mann durch Messerstiche schwer verletzt. Er erlitt Stichwunden am Hals und an der Lende, teilte die Polizei mit. An der Tat sollen drei Männer beteiligt gewesen sein. Nach Polizeiangaben hatte kurz nach Mitternacht ein Mann eine streitende Gruppe beobachtet, aus der schließlich der Verletzte herauskam. Er habe sich zur Straße geschleppt und sei dann dort zusammengebrochen.

Der 33-Jährige wird von der Polizei der Drogenszene zugerechnet. Die Beamten hatten ihn erst am Montagabend während eines Einsatzes zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität im Volkspark überprüft und ihm einen Platzverweis erteilt. Der Park ist schon seit Jahren als Drogenumschlagplatz bekannt und wird von der Polizei daher als „gefährlicher Ort“ eingestuft.

Die Mitarbeiter des Kunstvereins Acud in der angrenzenden Veteranenstraße haben die dortige Drogenszene ständig vor Augen. Eine Mitarbeiterin berichtet, dass in den letzten Monaten arabische Drogenhändler die zuvor dominierenden schwarzafrikanischen Dealer verdrängt haben. Damit sei die Szene auch härter geworden und „gemäßigtere“ Dealer seien weniger geworden.

Auch Anwohner bemerkten, dass die Dealer offensiver vorgehen und sich weiter ausbreiten. Bereits mittags sind jetzt Drogenhändler im gesamten Park unterwegs und wurden auch in der Nähe der John-Lennon-Oberschule in der benachbarten Zehdenicker Straße gesichtet. Das Gelände direkt vor dem Acud wird dagegen neuerdings eher gemieden, weil der Verein aus seinen eigenen Reihen einen Sicherheitsdienst rekrutiert hat, der versucht, das Dealen vor der Haustür zu verhindern. Drogen werden seither verstärkt in den Büschen des Weinbergsparks gehandelt.

Die Polizei hingegen kann eine aktuelle Verschiebung der Drogenszene in dem Volkspark nicht bestätigen. Ein Polizeisprecher gab an, dass nicht eindeutig sei, welche Gruppe von Drogenhändlern zu welcher Zeit die Oberhand im Volkspark am Weinbergsweg innehabe.