Bayern-SPD im Tal der Trauer

„Wahlkampf macht mir Spaß.“ Das hat Franz Maget wirklich gesagt, als er am vergangenen Montag in München seinen feuerroten Wahlkampfbus bestieg, mit dem er in den kommenden zwei Monaten durch Bayern touren wird. Geglaubt hat ihm das wohl keiner der umstehenden Journalisten, denn es ist allzu offensichtlich, was für einen hoffnungslosen Versuch die Rundreise des farblosen bayerischen SPD-Spitzenkandidaten für die bayerische Landtagswahl am 21. September darstellt. Bei den jüngsten Umfragen landeten die Sozialdemokraten bei gerade noch 24 Prozent – das sind fast 5 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl von 1999. Und damals dachte man schon, dass es schlimmer gar nicht mehr werden könnte.

Die Landtagswahl in Bayern ist längst entschieden, bevor die CSU ihren Wahlkampf mit dem Nürnberger Parteitag überhaupt so richtig eröffnen kann. Natürlich werden Edmund Stoiber und CSU-Generalsekretär Thomas Goppel den Delegierten noch einmal nachdrücklich klar machen, wie wichtig es ist, nicht im Gefühl des sicheren Sieges nachzulassen und am Wahlsonntag möglicherweise lieber einen Spätsommertag im Biergarten zu genießen als sein Kreuzchen zu machen. Denn für Stoiber ist es durchaus von Bedeutung, ob er nun 57 oder 59 Prozent einfährt – oder gar die 60-Prozent-Hürde knackt.

Für die Machtverhältnisse im Lande ist das aber völlig unerheblich. Die CSU kann es sich problemlos leisten, beim Parteitag nur auf sich selbst zu schauen. Denn die bayerische SPD, der es sowohl am Konzept als auch an einer greifbaren Identität und auch ganz bitterlich am Personal mangelt, ist längst kein Gegner mehr. Gleiches gilt für die bei 3 Prozent dahindümpelnde FDP, die in dieser Woche in fast Mitleid erregender Art und Weise versuchte, Edmund Stoiber unter Druck zu setzen: Nachdem Theo Waigel ihn als Bundespräsidenten ins Gespräch gebracht hat, solle er sich doch erklären, wie lange er überhaupt Ministerpräsident bleiben wolle. Reaktion und Wirkung: keine.

Als Oppositionspartei halbwegs ernst genommen werden in Bayern allein die Grünen, die von 5,7 auf 8 bis 9 Prozent klettern könnten. Den anderen bleibt nur der Spott: Magets Wahlkampfbus gilt schon jetzt als das „feuerrote Spielmobil“.

JÖRG SCHALLENBERG