Ein Höhepunkt belarussischer Präsenz

In der Landeshauptstadt zeigt der ThyssenKrupp-Konzern in seinem Forum 150 aktuelle Arbeiten weiß-russischer Künstler. Das ist in Deutschland eine seltene Gelegenheit, Kunst aus der Ex-Sowjetrepublik zu sehen

Sieben der bedeutendsten zeitgenössischen Maler aus der Republik Belarus stellen zur Zeit ihre Werke im Forum des ThyssenKrupp Trade Centers in Düsseldorf aus. Die Werkschau ist eine der ganz seltenen Gelegenheiten, in Westeuropa Kunst aus der Ex-Sowjetrepublik Weißrussland zu sehen.

Aufgrund seines autokratisch regierenden und die Pressefreiheit und Bürgerrechte missachtenden Präsidenten Alexander Lukaschenko fristet die Republik Belarus diplomatisch weitgehend isoliert ein Schattendasein an der Ostgrenze der erweiterten Europäischen Union. Auch die Künstler des rund elf Millionen Einwohner zählenden Landes leiden darunter. Kontakte zwischen Deutschland und Belarus bahnen sich nur langsam an. Der ThyssenKrupp-Konzern importiert seit langem Rohstoffe von dort und nahm die Handelskontakte zum Anlass, in seinen Räumlichkeiten den belarussischen Künstlern ein Forum zu geben. Rund 150 Werke zeigen Viktor Alshevsky, Anatol Baranovsky, Viktor Lagovsky, Valeri Shkarubo, Valentina Sidorova, Georgy Skripnichenko und Vladimir Zinkevich, Eintritt frei, noch bis Anfang Juli.

Der Botschafter des Landes Wladimir Skworzow sprach zur Vernissage am Donnerstag vom „Höhepunkt der belarussischen kulturellen Präsenz in Deutschland für dieses Jahr“. Auch die Anwesenheit der Ehefrau des Außenministers, Margareta Martinova, unterstrich den Stellenwert der Veranstaltung für die Regierung in Minsk. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt ist dabei nicht zufällig gewählt, das Land basteltschon seit längerem am Ausbau informeller und humanitärer Kontakte. So unterhält die Dortmunder Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte (IBB) eine Außenstelle samt Geschichtswerkstatt in Minsk. Ministerpräsident Peer Steinbrück übernahm die Schirmherrschaft über die Ausstellung.

Die belarussischen Maler können auf eine reiche, künstlerische Vergangenheit ihres Landes zurückgreifen. Klassiker der Moderne wie Chagall, Kandinsky und Malewitsch stammen von dort. Zeitgenössische Maler sind aber im Westen kaum bekannt, obwohl sie im Minsker Kunstmuseum hängen oder in den großen Museen Chinas oder Südkoreas. Vladimir Zinkevich schaffte es sogar in die berühmten Moskauer Tretjakov-Galerie.

Die im Forum zu sehenden Werke stammen alle aus den letzten Jahren. Motive sind die heimischen weiten Landschaften, Impressionen von Auslandsreisen und immer wieder melancholische Darstellungen von Liebe, Einsamkeit und Sehnsucht. Viktor Lagovsky zeigt als einziger abstrakte Werke. Ansonsten dominieren impressionistische oder neorealistische Stile. Viktor Alshevsky wählt historische Themen, zeigt oft Ritter oder ägyptische Motive inmitten surrealer Umgebungen. Der in der Sowjetunion ausgebildete Monumentalmaler genießt die neuen Freiheiten der postsozialistischen Zeit: „Allerdings ist der ökonomische Druck höher, da der Staat als Abnehmer quasi ausgefallen ist.“ Und so können alle ausgestellten Werke zu recht moderaten Preisen auch käuflich erworben werden. Holger Elfes

Forum ThyssenKrupp, DüsseldorfAn den Wochenenden bis 4. Juli