Mehr Berliner brauchen Hilfe

Anzahl der Empfänger von Hilfe in besonderen Lebenslagen gestiegen. Sozialsenatorin schließt trotz höherer Ausgaben Kürzungen in diesem Bereich der Sozialhilfe aus

Die Zahl der Empfänger von Hilfe in besonderen Lebenslagen ist um 10 Prozent gestiegen. Im Laufe des Jahres 2002 bezogen gut 90.000 Personen die Sozialleistung, knapp 8.000 mehr als im Vorjahr. Wie das Statistische Landesamt Berlin gestern mitteilte, stiegen dadurch die Ausgaben für Hilfen in besonderen Lebenslagen gegenüber 2001 um 4 Prozent auf insgesamt 952 Millionen Euro.

Anspruch auf diese besondere Form der Sozialhilfe haben chronisch kranke, behinderte und pflegebedürftige Menschen, die sozialhilfeberechtigt sind und die Kosten, die durch die Krankheit oder Behinderung anfallen, nicht aus eigenen Mitteln aufbringen können. Die Hilfe wird unabhängig von der laufenden Unterstützung zum Lebensunterhalt gewährt.

Verantwortlich für den Anstieg sind nach Angaben von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) vor allem zwei Entwicklungen: höhere Kosten der medizinischen Versorgung und höhere Lebenserwartung. Die medizinischen Leistungen haben sich nicht nur verteuert, sondern werden zudem länger in Anspruch genommen, da die Bezieher der Hilfen älter werden. Das Durchschnittsalter der Empfänger lag nach Angaben des Statistischen Landesamtes 2002 bei 44 Jahren. Fast ein Drittel der Empfänger war sechzig Jahre und älter.

Die Bereiche Hilfe bei Krankheit, Hilfe bei Sterilisation und Hilfe zur Familienplanung verzeichneten dabei einen starken Anstieg. Die Empfängerzahl erhöhte sich um 18 Prozent. Ebenfalls stark angewachsen ist der Anteil von ausländischen Bezugspersonen. Ihre Zahl hat sich gegenüber 2001 um gut 20 Prozent erhöht. Dadurch stieg ihr Anteil an den gesamten Hilfeempfängern auf 24 Prozent an. Bei der Hilfe bei Krankheit lag er bei 36 Prozent.

Trotz der gestiegenen Ausgaben schloss Knake-Werner Sparmaßnahmen in diesem Bereich der Sozialhilfe aus. „Die Hilfe in besonderen Lebenslagen steht nicht zur Disposition“, betonte die Senatorin. Auch wenn man davon ausgehen müsse, dass die Zahl in den nächsten Jahren weiterhin steigen werde.

Knake-Werner plädiert daher für Steuerungsmittel, die in bestimmten Bereichen die Kosten dämpfen können. Ein Beispiel dafür sind Budgetierungen, wie es sie etwa im Rahmen der Eingliederungshilfe für psychisch Kranke bereits gibt. Verschiedene psychatrische Einrichtungen verfügen dabei über ein festes Budget und arbeiten in der Therapie von einzelnen Fällen zusammen. SUSANNE LANG