Verkleinerte Vergrößerung

Die Erweiterung des Mauerparks fällt deutlich kleiner aus als geplant. Statt 4,5 Hektar Park auf Weddinger Seite sollen es nur noch 2 Hektar werden. Auf dem Rest sollen Wohnungen entstehen

VON VERENA HEYDENREICH

Im Flächennutzungsplan der Senatsverwaltung ist es nur eine kleine Änderung. In einem Satz heißt es unauffällig: Die „Wohnbaufläche W1 westlich des Mauerparks“ soll erweitert werden. Für die Initiative „Freunde des Mauerparks“ steht mit der neuen Flächennutzung dagegen die Zukunft des Parks auf und an dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Prenzlauer Berg und Wedding auf dem Spiel.

Denn die Fläche im Wedding, derzeit noch von Gewerbetreibenden als Lager genutzt, sollte eigentlich auch mal zum Mauerpark gehören – nun sollen dort Wohnungen entstehen. Die ursprüngliche Planung von 1993 sah vor, auf beiden Seiten der früheren Mauer einen Park anzulegen. Bis heute ist allerdings erst ein Teil des Entwurfs umgesetzt. Nur die Osthälfte in Prenzlauer Berg wurde zur Grünfläche.

Langfristig sollte auf Weddinger Seite eine Fläche von 4,5 Hektar hinzukommen. Laut Flächennutzungsplan soll der Park nun um nur noch 2 Hektar erweitert werden. Die Anwohner und die „Freunde des Mauerparks“ befürchten, dass der bereits heute stark frequentierte Park dann völlig übernutzt wird. Statt mehr Grün für die jetzigen Parknutzer und ruhigeren Ecken für Familien und ältere Bewohner kämen nun sogar noch neue Anwohner hinzu, die ebenfalls auf den Park angewiesen seien.

Der jetzt vorliegende Plan zur eingeschränkten Erweiterung ist dem Zeitdruck zuzuschreiben. Die Allianz Umweltstiftung hatte für die Begrünung des ehemaligen „Todesstreifens“ 4,5 Millionen Mark bereitgestellt – mit der Auflage, dass der Park bis 2010 auf eine Größe von mindestens 10 Hektar angewachsen ist. Heute hat der Park aber nur eine Fläche von etwa 8,5 Hektar – zu wenig, um den Förderrichtlinien zu genügen. Eine Erweiterung um mindesten 2 Hektar ist also unausweichlich, wenn verhindert werden soll, dass Berlin die Fördermittel zurückzahlen muss. Ein schneller Ausbau um die geplanten 4,5 Hektar ist aber laut Senat derzeit nicht finanzierbar.

Verhandlungen mit dem Besitzer des ehemaligen Bahngeländes, der Vivico Real Estate GmbH, führten so zu einem Deal, der beiden Seiten nutzen soll. Das Land Berlin bekommt 2 Hektar geschenkt, dafür werden auf dem Restgelände Neubauten erlaubt. Das Land spart so Geld und für den Senat ist eine Wohnraumarrondierung auch städtebaulich sinnvoll. Die Immobiliengesellschaft dagegen kann so einen höheren Kaufpreis für das Gebiet verlangen.

Die Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung von Mitte, Dorothee Dubrau (Grüne), trägt die Entscheidung mit. Sie habe auf Bitten der Senatsverwaltung schweren Herzens zugestimmt. Der Bezirk Mitte, zu dem das Areal in Wedding gehört, führt momentan die Verhandlungen mit der Vivico. Dubrau betont, dass die Art der Bebauung bereits runtergehandelt werden konnte. Statt massiver Neubauten, wie von der Vivico gefordert, ist jetzt eine Bebauung im Gespräch, die in etwa der einer Reihenhaussiedlung entspricht. Vor Vertragsabschluss muss allerdings auch noch die Frage nach Altlasten auf dem Gelände geklärt werden.

Bei Senat, Bezirk und der Vivico ist die Erweiterung um nur noch 2 Hektar plus Wohnungsbau mit mehr oder weniger Zustimmung akzeptiert. Die Anwohner und „Freunde des Mauerparks“ sprechen dagegen von einem „Alibigrünstreifen“ und wollen besonders gegen die geplante Bebauung kämpfen. Mit Unterschriftensammlungen und Aktionen versuchen sie, den neuen Flächennutzungsplan doch noch zu kippen. Sie sind optimistisch, dass der Senat mit der Minimallösung nicht durchkommt, schließlich muss auch das Abgeordnetenhaus den Änderungen noch zustimmen.