Südkorea lehnt Ultimatum ab

Entführer im Irak drohen in einem Video mit der Enthauptung ihrer Geisel, falls die Regierung in Seoul wie geplant ihre Truppen im Land verstärkt. Angeblich sind bis zu zehn Ausländer in den Händen der Kidnapper. Vier US-Soldaten in Ramadi getötet

BAGDAD ap/rtr ■ Die Entführer eines Südkoreaners in Irak halten offenbar bis zu zehn Geiseln fest. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete gestern, unter den Verschleppten seien ein europäischer Journalist sowie Mitarbeiter der US-Unternehmens Kellogg Brown & Root. Sie berief sich auf den Arbeitgeber der südkoreanischen Geisel, Gana General Trading. Zunächst hatte Yonhap gemeldet, unter den Gefangenen befände sich auch ein deutscher Reporter.

Das südkoreanische Außenministerium in Seoul konnte den Bericht über die Verschleppung von zehn Menschen zunächst nicht bestätigen. Der Direktor von Gana General Trading, Kin Chun Ho, sagte telefonisch aus Mossul, einige der Entführten seien von einem irakischen Vermittler gesehen worden.

Die Regierung in Seoul will trotz der angedrohten Enthauptung des 33-jährigen Kim Sun Il an ihrem Plan festhalten, mehr als 3.000 Soldaten im Irak zu stationieren. Der stellvertretende Außenminister Choi Young Jin sagte nach einer Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats, die Soldaten würden wie geplant in den Irak entsandt. Präsident Roh Moo Hyun wies seine Regierung an, alles für die Freilassung der Geisel zu tun. In einer Erklärung des Präsidialamts hieß es weiter, die Regierung solle dem irakischen Volk intensiver die Gründe der Truppenstationierung erklären.

Die Entführer in Irak gaben in einem vom arabischen Sender al-Dschasira gesendeten Videofilm der südkoreanischen Regierung 24 Stunden Zeit, die Forderung zu erfüllen. Die Zeit laufe ab Sonnenuntergang am Sonntag. Der Südkoreaner wurde in dem Film kniend vor drei maskierten Männern gezeigt. Er flehte um sein Leben. Die Kidnapper bezeichneten sich als Mitglieder der Gruppe Monotheismus und Dschihad. Als Führer dieser Organisation gilt der Jordanier Abu Mussab al-Sarkawi, der mit dem Terrornetzwerk al-Qaida in Verbindung stehen soll. Nach Berichten koreanischer Medien wurde Kim Sun Il am 17. Juni in der zentralirakischen Stadt Falludscha verschleppt.

Südkorea hat in der südirakischen Stadt Nassirija 600 Sanitäter und Pioniere stationiert. Anfang August sollen 3.000 Soldaten in die kurdische Stadt Arbil geschickt werden. Nach den USA und Großbritannien stellt Südkorea dann das größte Truppenkontingent im Irak.

In der mehrheitlich von Sunniten bewohnten Stadt Ramadi wurden gestern vier US-Soldaten getötet. Auf einem Videofilm, den die Nachrichtenagentur APTN erhielt, waren die Leichen der Männer in Uniform zu sehen. Augenzeugen sagten, die Soldaten seien von irakischen Aufständischen überfallen worden.