heute in bremen
: „Mich interessiert 2009, nicht 1989“

Lesung und Gespräch über „Familiengeschichten und Gegenwartsbarrieren“

taz: Herr Schomacker, was haben junge Bremer AutorInnen mit dem Mauerfall zu tun?

Tim Schomacker, Moderator der Lesung: Das ist genau die Frage, die wir uns im Vorfeld gestellt haben. Wir wollten zu Beginn des Gedenkjahrs heraus aus dem Anekdoten-Erzählen. Mich interessiert 2009, nicht 1989. Und wir wollten die, die jetzt mitten ins Leben treten, mit ins Programm holen. Dazu haben wir jungen AutorInnen die Frage gestellt: „Was bedeutet das Thema Mauerfall für dich?“ – im Grunde ein Schulaufsatzthema.

Also haben die fünf AutorInnen vorher nicht zu Mauerfall oder Wiedervereinigung gearbeitet?

Nur in einem Fall gab es den Text schon länger. Aber wer von den plus-minus-30-jährigen AutorInnen aus Bremen hat denn dazu schon einmal etwas geschrieben? Deshalb die Idee, zu dem Thema aufzurufen.

Welche literarische Form haben die Texte?

Die war vorgegeben: Es sind sämtlich Kurzgeschichten. Sonst schreibt Janine Lancker meistens Lyrik, Jens Laloire dagegen eher journalistisch. Oliver-Marcus Hollwedel hat bereits mehr Erfahrung mit erzählerischer Prosa, während es bei den anderen eine erste Begegnung war.

Und wie haben sie das Thema inhaltlich aufgegriffen?

Spannend war, dass die einen die Gegenwart zum Schauplatz der Geschichte machen und mit dem vorhandenen Bilder-Arsenal arbeiten. So wird in einem Text von einem Großkünstler eine Mauer zwischen Neustadt und Altstadt errichtet. Die anderen gehen in die frühe Kindheit zurück und versuchen sich am schwierigen Spiel mit der kindlichen Perspektive.

INTERVIEW: DIERCK WITTENBERG

Kioto / Lagerhaus, 20 Uhr