PCB-Skandal: Eier nur leicht vergiftet

Giftfutter in Sachsen: Offiziell PCB-Entwarnung, aber Herkunft weiter schleierhaft

BERLIN taz ■ Kaum Gift im Ei, kaum Gift im Fleisch – im neuesten Futtermittelskandal hat das sächsische Sozialministerium für die Verbraucher gestern Entwarnung gegeben. In allen 77 untersuchten Erzeugnissen wurden die Krebs erzeugenden Polychlorierten Biphenyle (PCB) in Konzentrationen nachgewiesen, die unter den gesetzlich festgelegten Höchstwerten lagen. Das sagte Karltheodor Huttner vom sächsischen Sozialministerium gegenüber der taz. In Eiern sei maximal eine Belastung von 0,015 Milligramm pro Kilo festgestellt worden, in Hühnchen- und Schweinefleisch eine von 0,009. Die knapp 60 seit zwei Wochen gesperrten Höfe in Sachsen, Thüringen, Bayern und Brandenburg dürfen ihre Produkte nun wieder verkaufen.

Ihnen hatte ein sächsischer Hersteller zwischen dem 17. März und dem 14. April 1.270 Tonnen PCB-belastetes Futter geliefert. Aufgefallen ist das aber erst Anfang Juni, als der Großteil der Chargen schon in den Futtertrögen gelandet war. Nach einem Routinetest hatte sich das Futterwerk selbst angezeigt. Es ist Mitglied des deutschen Qualitäts- und Sicherungssystems (QS) und hatte deshalb analysiert. Das System hat die deutsche Agrarbranche nach der BSE-Krise entwickelt – um das Vertrauen der Kunden wieder zu gewinnen.

„Viele der Eier sind längst verfrühstückt“, kritisiert Matthias Wolfschmidt von Foodwatch, der QS ohnehin Augenwischerei vorwirft. Die Belastung hätte seiner Ansicht nach viel früher auffallen müssen. „Erst verkaufen, dann analysieren, das geht nicht.“ Futter halte nicht ewig, hält Katrin Spemann, Sprecherin von QS dagegen. Proben einschicken, im Labor analysieren, das brauche seine Zeit. Ob QS Konsequenzen aus den PCB-Futter ziehe? „Nein“, sagt Spemann.

Als Quelle der Verunreinigung wird Pflanzenöl aus Hessen vermutet, das dem Futter beigemengt wurde. Warum und wie das Öl mit PCB verseucht wurde, war auch gestern noch absolut unklar. HANNA GERSMANN