Kampf um Bio-Brause

In der Soft-Drink-Branche ist ein neues Marktsegment entstanden: Limonade für Erwachsene, weniger süß und mit Zutaten aus Ökolandbau. Konkurrenz für Pionier Bionade

VON CHRISTOPHER OST

Es handelte sich nicht um Ecstasy und auch nicht um eine andere Modedroge, die 1997 in der Hamburger Jugend- und Werbeszene für Aufruhr sorgte. Sondern um eine Limonade – die Bionade. Seither ist nicht nur der Hersteller, ein ehemals kleines Familienunternehmen aus Ostheim vor der Rhön, sondern auch die Zahl der Mitbewerber auf dem Markt der Bio-Limonaden ordentlich gewachsen.

Im Jahr 1995 kommt die Bionade auf den Markt, zunächst ohne Erfolg. Durch Zufälle findet das Bio-Gebräu in Hamburgs Kneipen und der Werbeszene reißenden Absatz – ein Szenegetränk ist geboren und verbreitet sich von nun an in Deutschland, Europa und sogar den USA.

Inzwischen wird Bionade längst nicht mehr wegen ihres vermeintlichen Öko-Images getrunken, sondern vor allem, weil sie da ist. Denn der Bio-Charakter des Getränks ist umstritten. Nach Recherchen von Foodwatch braucht die Bionade GmbH pro Jahr 200 bis 300 Tonnen Litschi-Früchte, kann deren Herkunft beziehungsweise deren biologischen Anbau jedoch nicht belegen. Dabei ist es genau dieser Bestandteil, der der Brause den Geschmack gibt. Für das EU-Bio-Siegel hat es trotzdem gereicht, denn es schreibt nur für 95 Prozent der Zutaten einen biologischen Anbau vor.

Andere Hersteller versuchten, diese Schwachstelle zu nutzen, um selbst auf den Zug der hippen Bio-Drinks aufzuspringen. So drängte sich Anfang 2008 die Landwert Bio Premium GmbH mit dem Konkurrenzprodukt bios auf den Markt. Sofort brach ein Zickenkrieg zwischen beiden Herstellern aus, diese oder jene Werbebotschaft für das jeweils eigene Produkt zu unterlassen.

Ein paar Gerichtsurteile später, war dann wieder alles im Lot. Schließlich stehe bios nicht wie Bionade für einen Lifestyle, sondern habe seinen Schwerpunkt im Bereich Gesundheit, sagt Joachim Jeske von der Nordmann Unternehmensgruppe, zu der bios gehört. Außerdem erfülle bios weitere Kriterien der Nachhaltigkeit. Deshalb prangt auf jeder Flasche als zweites Siegel eines von Bioland.

Besonderen Wert legen die Hersteller von Bionade und bios auf einen Punkt gleichermaßen, der sie vom Rest der Bio-Getränke-Branche abheben soll: Die Herstellung ihrer Getränke – wenn auch im Detail verschieden – ist der des Bieres ähnlich und heißt Fermentation. Durch das Vergären von Gerstenmalz entsteht Gluconsäure, die den Zusatz weiterer, angeblich nicht so gesunder Säuren überflüssig macht. Auch der Naturkosthersteller Voelkel schreibt sich das Wunderverfahren auf die Fahnen, benutzt als Grundlage seiner Biolimo aber einen Tee- und Kräuterauszug.

Laut der Zeitschrift Öko-Testist dies nichts als Hokuspokus – der Körper verarbeite Gluconsäure genauso wie andere organische Säuren.

Marktbereiter Bionade war von vornherein klar, dass andere ihre Chance in billigen Nachahmungen suchen würden, sagt Geschäftsführer Peter Kowalsky. Er ist sich sicher, dass die meisten Kopien nicht an die Premium-Qualität seiner Bionade herankämen.

Auch wenn viele Bio-Brausen weniger Zucker als herkömmliche Limonaden haben, so sollten sie nicht als Alltagsgetränk, sondern dem Genuss dienen, rät Öko-Test. Zum Durstlöschen seien Mineralwasser und ungesüßte Tees besser geeignet.