Dock auf dem Trockenen

Im Streit um den verzögerten Neubau für das Jugendzentrum „Trockendock“ wirft die SPD der Sozialbehörde Schlamperei vor. Die Leidtragenden sind Barmbeker Jugendliche

Ärger um Genehmigungen und Versäumnisse: Das Barmbeker Jugendzentrum „Trockendock“, dass wöchentlich 450 Besucher hat, Suchtprävention betreibt und Proberäume für fast 40 Bands bietet, muss seine Räume in der Spohrstraße räumen. Das Gebäude wird zugunsten der Erweiterung des Bürohauses „Alstercity“ abgerissen. Der Neubau im Wert von zwei Millionen Euro, in den das Trockendock umziehen soll, ist bereits seit 2000 vom Bezirk Nord bewilligt und finanziert, er verschiebt sich nun aber mindestens bis September 2004. Der Barmbeker SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Wilfried Buss wirft der Sozialbehörde daher „Schlamperei“ vor.

„Jetzt muss das ‚Trockendock‘ in den Alten Teichweg ins entferntere Dulsberg ziehen“, regt sich Buss auf, „die Jugendlichen werden kaum so weit fahren, die ganze Arbeit droht den Bach runterzugehen.“ Auch Kai Dionys, Geschäftsführer des Trägervereins „Hilfe für alkoholgefährdete Kinder und Jugendliche“, befürchtet einen massiven Einschnitt in die Angebote: „Die Räume im Alten Teichweg sind zu klein, gerade die jüngeren Barmbeker Jugendlichen sind in Dulsberg nicht erreichbar.“ Außerdem seien die Möglichkeiten für Konzerte dort wegen der Nachbarn eingeschränkt.

Für die Betroffenen wäre schon der Umzug in ungewohnte Räume schwierig, das Ausweichen auf die Übergangslösung aber ist eine Katastrophe: „Wir sind täglich hier und machen Musik, das Trockendock ist unser zweites Zuhause“, klagt der 15-jährige Timo, „hier ist immer jemand, mit dem man reden kann.“ Sein Freund, der ebenfalls Timo heißt, fügt hinzu: „Uns geht ein Stück unseres Lebens verloren, denn wir haben uns hier kennen gelernt und sind eine richtige Familie geworden.“ Auch Anne (18) fürchtet um den Treffpunkt. „Es gibt in der Gegend viel zu wenig Angebote“, sagt sie, „und in anderen Stadtteilen gibt es dann immer Stress mit den dortigen Jugendlichen.“

Die Sozialbehörde ist auch „unglücklich“ über die Situation, sieht die Schuld aber beim Träger des Trockendocks. Dieser habe den Bauantrag erst im Oktober 2002 gestellt, eine schnellere Bearbeitung sei nicht möglich gewesen. Buss kann über diese Aussage jedoch nur den Kopf schütteln: „Ohne Zusicherung von der Behörde darf der Träger gar keinen Antrag stellen.“ Wenn die Behörde Anfang 2002 gehandelt hätte, wäre der Neubau jetzt fertig, so Buss. Und er fügt hinzu: „Der Senat hat kein Herz für Jugendliche und ihre Probleme.“ HANNING VOIGTS