Sauberer Bruder für Strahlemann

Im Frühjahr will die Hamburger Firma Repower in Brunsbüttel der Welt größtes Windrad errichten. Pilotanlage für die Ausstattung geplanter Offshore-Windparks. CDU-Abgeordnete sollen sich für das Erneuerbare-Energien-Gesetz stark machen

Staatssekretär warnt vor Höhenbegrenzung beim Bau neuer Windräder

aus HamburgGERNOT KNÖDLER

Das Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Elbmündung wird einen sauberen großen Bruder bekommen. Die Hamburger Firma Repower Systems will dort im ersten Quartal 2004 der Welt größtes Windrad errichten. Die Anlage mit fünf Megawatt installierter Leistung ist als Prototyp für die Windräder künftiger Offshore-Windparks in der Nordsee geplant, wie Unternehmenssprecherin Bettina Linden gegenüber der taz erklärte.

Das geplante Windrad wird das AKW bei einer Nabenhöhe von 120 Metern deutlich überragen. Der 110 Tonnen schwere Rotor wird einen Durchmesser von 125 Metern haben – mehr als die Länge eines Fußballfeldes. Allein die Gondel mit Getriebe, Generator und Bremse wird 240 Tonnen wiegen.

Die Entwicklung dieser Komponenten sei abgeschlossen, versicherte die Firmensprecherin. Sie würden derzeit geliefert und sollten Anfang kommenden Jahres in Kiel zusammengebaut werden. Das gewaltige Getriebe werde bereits auf der Messe Husum Wind im September dem Publikum präsentiert, versprach Linden. Mindestens ein Jahr lang solle das Windrad in Brunsbüttel getestet werden.

Das bisher größte Windrad steht seit Sommer vergangenen Jahres bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Die 4,5 Megawatt-Anlage der Auricher Firma Enercon, Typ E-112, kann Strom für 15.000 Menschen liefern. Nach den Erfahrungen mit der 120 Meter hohen Anlage will Enercon einen zweiten Prototypen für Offshore-Windparks bauen. Dass Repower seine neue Anlage mit so einer gewaltigen Leistung versehen will – fast doppelt soviel, wie bei heute gängigen Anlagen – geht Linden zufolge auf eine Wirtschaftlichkeitsstudie zurück. Die Windräder sollten weit draußen vor der Küste aufgebaut werden, was die Kosten für die Wartung und den Stromtransport in die Höhe treibt. Mit einer hohen Leistung ließen sich diese Kosten kompensieren.

Überdies bietet der starke Wind auf hoher See den Ingenieuren erst die Gelegenheit, sich an so gewaltigen Windrädern zu versuchen. Für das Ersetzen existierender kleiner Anlagen an Land, „Repowering“, seien diese riesigen Anlagen auch deswegen nicht geeignet, weil sich der Transport der Komponenten schwierig gestalte, sagte Linden.

Nichtsdestotrotz hat der schleswig-holsteinische Energie-Staatssekretär Wilfried Voigt (Grüne) die CDU aufgefordert, sich nicht weiter für eine Höhenbegrenzung beim Repowering einzusetzen. Ein Limit von 100 oder 120 Metern Nabenhöhe hätte verheerende Auswirkungen auf die künftige Entwicklung im derzeitigen Windland Nummer eins. Voigt: „Wir können unseren dynamischen Windunternehmen und auch solchen, die sich mit Ansiedlungsgedanken tragen, doch nicht allen Ernstes anbieten, in den nächsten zehn Jahren nur die Technik der letzten drei Jahre verkaufen zu dürfen.“

Voigt appellierte an die CDU-Bundestagsabgeordneten, dafür zu sorgen, dass der Motor des Erfolgs, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhalten bleibe.

Ob das Windrad von Repower das erste mit fünf Megawatt sein wird, ist offen. Multibrid, eine Tochterfirma der Ingolstädter Pfleiderer AG, will noch in diesem Jahr eine Fünf-Megawatt-Pilotanlage in Bremerhaven aufstellen. Mit 102 Metern Nabenhöhe und einem Rotordurchmesser von 116 Metern wäre sie aber kleiner als das Repower-Modell.