Kommune droht Aus

Kopenhagens Freistaat Christiania soll geräumt werden, um den Drogenhandel „ein für alle Mal“ zu stoppen

STOCKHOLM taz ■ Die „Pusherstreet“ in Kopenhagens Freistaat Christiania ist der Hauptumschlagplatz für den Haschischhandel Skandinaviens. Razzien mit einem martialischen Polizeiaufgebot von 60 bis 80 Beamten sind deswegen nahezu an der Wochenordnung, fast zwei Tonnen Cannabis wurden in drei Monaten beschlagnahmt.

Jetzt steht ein „Sturm“ auf die Pusherstreet bevor, kündigte die Polizei diese Woche an. Kopenhagener Zeitungen zufolge soll ein Großaufgebot von mehreren hundert Beamten einen hermetischen Ring um den in Kopenhagens Innenstadt gelegenen Freistaat schließen. Danach solle er in einer umfassenden Räumungsaktion nach Rauschgift durchkämmt werden. In einer weiteren Phase will die Polizei ständig mit 30 bis 50 Beamten anwesend sein, um die Rückkehr der Drogenhändler zu verhindern. „Ein für alle Mal“ soll so dem Cannabishandel in Christiania ein Ende gemacht werden.

Allerdings rechnet man mit Sympathiekundgebungen für Christiania. In der Pusherstreet selbst wird schon vor „bürgerkriegsähnlichen“ Zuständen gewarnt. Jetzt in der Urlaubszeit dürfte der Widerstand allerdings geringer sein als sonst.

Dass nach jahrelangen Debatten darüber, den Cannabishandel in Christiania nach dem niederländischen Vorbild zu legalisieren, die Regierung plötzlich das Heil in einer politischen Kehrtwendung gesucht hat, dafür macht die Opposition den Sieg populistischer Kräfte verantwortlich. „Keine europäische Großstadt hat es geschafft, diesen Handel zu stoppen“, so Villy Sövndal von der Sozialistischen Volkspartei. REINHARD WOLFF