KIELER FORSCHER ENTDECKEN METHUSALEM-GEN

Mediziner der Kieler Christian-Albrechts-Universität haben ein Gen entdeckt, das verantwortlich für ein langes Leben ist. Eine Variation in dem Gen FOXO3A trete auffällig häufig bei 100-Jährigen auf, sagte Professor Almut Nebel, wissenschaftliche Leiterin der Kieler „Forschungsgruppe Gesundes Altern“. Die Kieler Forschergruppe hatte DNA-Proben von 388 hundertjährigen Deutschen mit 731 jüngeren Personen verglichen. Die Kieler Studie erscheint in dieser Woche online im US-Wissenschaftsjournal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences). Bereits im September 2008 hatte ein amerikanisches Forscherteam eine Studie veröffentlicht, die eine Anreicherung dieser Genvariation bei hochbetagten Amerikanern japanischer Herkunft festgestellt hatte. Neben der Kieler Studie wurde eine weitere in Paris mit ähnlichen Ergebnissen durchgeführt. Dies sei von besonderer Bedeutung, weil Japaner und Europäer genetisch recht unterschiedlich sind, so Nebel. Damit seien Zweifel am Zusammenhang zwischen FOXO3A und Langlebigkeit ausgeräumt. Nebel: „Jetzt können wir davon ausgehen, dass dieses Gen für das Erreichen eines hohen Alters wahrscheinlich weltweit eine Rolle spielt.“ FOXO3A ist für die genetische Altersforschung von großem Interesse, seit es in den Neunzigerjahren in Wurm und Fliege als bedeutend für das Alter beschrieben wurde. Aufgrund dieser Erkenntnisse beschäftigt sich die Kieler Forschungsgruppe am Institut für Klinische Molekularbiologie schon seit längerem mit den menschlichen Varianten des Gens.

Am schwierigsten sei es, für eine solche Studie hochbetagte Teilnehmer zu gewinnen, insbesondere 100-Jährige, sagte Friederike Flachsbart vom Kieler Institut für Klinische Molekularbiologie. Mit Unterstützung der schleswig-holsteinischen Biodatenbank Popgen, die zurzeit über 660 DNA-Proben von 100-Jährigen enthält, kann das Kieler Institut mittlerweile auf eine der weltweit größten DNA-Sammlungen von Hochbetagten zugreifen. Gefördert wurde das Projekt vom Exzellenzcluster „Entzündung an Grenzflächen“ und vom Nationalen Genomforschungsnetz. EPD

Das Foto zeigt Ilse Pätau (84 J.) aus Berlin-Mahlsdorf. Sie war 2003 zur Miss Senior Berlin ernannt worden. FOTO: ANDREA VOLLMER

Infos im Internet unter www.pnas.org und www.forschungsgruppe-gesundes-altern.de