Chromosomensuppe

Dem Horrorfilm „Godsend“ von Nick Hamm helfen weder die erfahrenen Darsteller noch das Klonen der Klassiker

Der britische Regisseur Nick Hamm machte zuletzt auf sich aufmerksam, als er vor drei Jahren für seinen Film „The Hole“ vier junge Leute in ein dunkles Loch sperren ließ, um zu gucken, was passiert. Mit seinem neuen Werk „Godsend“ nimmt er sich nun der viel diskutierten Problematik des Klonens an und klont zu diesem Zweck das cineastische Erbmaterial von Klassikern wie „Das Omen“, „Friedhof der Kuscheltiere“, „Sixth Sense“ sowie von allen anderen Filmen, in denen es irgendwie um Kinder und Übersinnliches geht. Rebecca Romijn-Stamos und Greg Kinnear spielen in „Godsend“ das bedauernswerte Ehepaar Duncan, das ihren achtjährigen Sohn Adam ausgerechnet bei einem stümperhaft inszenierten Autounfall verliert. Doch wie das Drehbuch es so will, tritt pünktlich zur Beerdigung der sinistre Genetiker Richard Wells (Robert De Niro) aus dem Gebüsch und hält für die trauernden Eltern einen tollen Vorschlag parat: Geben Sie die Gene Ihres Kindes zur Nutzbarmachung frei, und schon haben Sie wieder einen neuen Sohn, der dem alten wie ein Ei dem anderen gleicht.

Um die schon zu diesem frühen Zeitpunkt recht zähe Handlung wenigstens etwas voranzutreiben, stimmen die Duncans zu, sodass Dr. Wells bald im Verborgenen mit X- und Y-Chromosomen jongliert, das Ganze aber heimtückisch mit einer Portion Buchstabensuppe verschneidet, weshalb der frisch konstruierte Adam nur mit Abstrichen gelingt. Zwar wird nicht weiter erklärt, warum der neue Adam immerhin bis zu seinem achten Lebensjahr einwandfrei funktioniert, doch weil in „Godsend“ ohnehin nichts erklärt wird, ist das eigentlich auch egal. Regisseur Hamm ist vielmehr ein Film gelungen, in dem sowohl inhaltlich als auch stilistisch keine Szene zur nächsten passt. Besonders schön sind dabei die zahllosen Traumsequenzen, bei denen Kinnear, Romijn-Stamos und De Niro jedes Mal mit noch ernsterer Miene durchs Bild laufen, was nur den Schluss zulässt, dass auch erfahrene Schauspieler den Unterschied zwischen Furcht erregend und fürchterlich nicht wirklich kennen.

Wie man hört, soll es vor allem mit dem Filmende gewisse Probleme gegeben haben. Angeblich hat Hamm fünf verschiedene Versionen drehen lassen, die die Schwierigkeit, einem zutiefst sinnlosen Film ein irgendwie sinnvolles Finale zu bescheren, auf unterschiedliche Weise begegnen. Man kann ihn nur dazu beglückwünschen, dass er sich für die Kindermädchen-Variante entschieden hat. Kurz vor der eigentlich noch in weiter Ferne befindlichen Zielgeraden zaubert er eine farbige Haushaltskraft aus dem Hut, die offensichtlich noch unter dem Eindruck der letzten Voodoo-Messe steht, um sie völlig unmotiviert all jene Fragen beantworten zu lassen, die man sich eigentlich gar nicht gestellt hat. Wer sagt da noch, dass Hollywood für schwarze Frauen keine schönen und anspruchsvollen Rollen hat?

HARALD PETERS