Film ab, Sommer an

Das Kino 46-Freiluft-Programm im Haus am Walde-Biergarten

Die Kinobetreiber gehören zu den wenigen, die mit diesem Sommer bisher zufrieden sein können. Gutes Wetter heißt bei ihnen leere Kassen, doch bei Regen gehen viel mehr Zuschauer in die Kinos – da ist es trocken und auch nicht viel dunkler als draußen. Aber richtig gemütlich wird das Filmegucken im Sommer erst, wenn man dabei in lauen Nächten unter freiem Himmel Picknick machen kann.

Wenn das Wetter mitspielt, ist Open-Air-Kino eine feine Sache. Aber das Risiko, dass die Veranstaltung ins Wasser fällt, ist gerade in Norddeutschland extrem hoch. Deshalb lassen auch die kommerziellen Kinos meist die Finger davon. Vor ein paar Jahren versuchte ein Veranstalter, in ganz Norddeutschland mit Freiluftkino Geld zu machen, indem er mit einem Paket von Erfolgsfilmen durch die Städte zog. In Bremen wurde dazu das Rasenstück vor der Kunsthalle umzäunt. Aber auch bei gutem Wetter kamen nur wenige, wohl auch, weil die Filme nicht mehr die frischesten waren.

Das Kino 46 geht mit seinem Open-Air Programm einen anderen Weg. Es zeigt nicht das, was man auch in den Multiplexen sehen kann – und der Eintritt ist frei. Der Wirt des Biergartens Haus am Walde am Kuhgrabenweg hofft, über die Getränkekasse auf seine Rechnung zu kommen. Dazu passend sponsert eine hiesige Brauerei die Veranstaltung. Trotzdem ist das Wetter-Risiko natürlich immens. Alfred Tews vom Kommunalkino versichert, dass der Film nur dann ausfällt, wenn der Boden des Biergartens zu matschig ist.

An den nächsten fünf Freitagen werden (hoffentlich) ab 22.15 oder 22.00 Uhr Filmprogramme zu sehen sein, die populär und zugleich künstlerisch interessant sind. Und das Spannendste steht gleich am Anfang. Denn wann hat man schon die Gelegenheit, Kurzfilme zu sehen? In den kommerziellen Kinos werden sie so gut wie nie gezeigt, dabei gibt es unter ihnen wunderbare Perlen. Solche kann man am kommenden Freitag Abend umsonst und draußen entdecken.

Der Animationsfilm „Das Rad“ etwa erzählt die Menschheitsgeschichte in knapp neun Minuten aus der Perspektive von zwei einsilbigen Felsbrocken, in „Sour Death Balls“ kann man amüsiert zusehen, wie Leute ihre Gesichter verziehen, wenn ihnen ein saures Bonbon in den Mund gesteckt wird und in „Dangle“ findet ein Spaziergänger gar den ultimativen Lichtschalter und knipst damit die Sonne aus. Zehn zum Teil preisgekrönte, durchweg unterhaltsame Kurzfilme stehen auf dem Programm. Darunter ist auch ein Frühwerk des Regisseurs von „Gegen die Wand“, Fatih Akin, und die Erstaufführung des in Bremen gemalten Zeichentrickfilms „Mann im Schild“ von Krischan Meyer.

In einer Woche wird dann mit „Jazz on a Summer’s Day“ einer der berühmtesten Konzertfilme gezeigt. Er wurde 1958 auf dem Newport-Jazzfestival gedreht. Man sieht und hört in ihm neben vielen anderen Musikern Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Thelonious Monk. Und spätestens wenn Chuck Berry „Sweet Little Sixteen“ singt, erkennt man diesen Film als den Vorläufer von Rock-Dokumentationen wie „Woodstock“.

Am 30. Juli folgen dann Kurzfilme von Charlie Chaplin aus den Jahren 1914 - 1916, seiner anarchistischen Frühzeit, in der sein Tramp noch kein sentimentales Weichei war und pro Film mindestens einem Widersacher mit Schmackes in den Hintern trat.

Am 6. August kann man endlich wieder eine Film von Francois Truffaut auf einer großen Leinwand sehen, nämlich sein letztes Werk „Auf Liebe und Tod“. Zum Abschluss wird am 13.August dann noch „Herr Lehmann“ von Leander Haussmann als Quasi-Bremen-Film gezeigt – sein Titelheld und der Autor Sven Regener kommen ja von hier. Und Bremen wird, wenn man ganz genau hinhört, auch tatsächlich ein oder zwei Mal erwähnt. Wilfried Hippen