Gemischte Solidarität bei VW-Mexiko

Streik beendet: Belegschaft akzeptiert Einigung auf Viertagewoche mit Lohneinbußen statt Entlassungen nur knapp

MEXIKO-STADT taz ■ Keine Atempause für Gewerkschafter und Unternehmensführung des Volkswagen-Konzerns im mexikanischen Puebla: Kaum hatten sie am Wochenende den Streit um geplante Entlassungen beigelegt, begannen gestern erste Gespräche um Lohnerhöhungen für die rund 10.000 Beschäftigten. Die Gewerkschaften fordern 13,6 Prozent mehr Geld, ließ José Luis Rodríguez von der unabhängigen Betriebsgewerkschaft Sitiavw wissen. Eine Nullrunde, wie sie die VW-Führung vorschlage, werde man nicht akzeptieren.

Sein Verband sieht sich gestärkt, seit er die Kündigung von rund 2.000 Leuten verhindern konnte: Anfang Juli hatte die VW-Betriebsleitung angekündigt, man müsse jeden Fünften entlassen, um den 20-prozentigen Absatzrückgang des Konzerns in den USA auszugleichen. Am Wochenende einigten sich Sitiavw und der VW-Konzern nun auf eine Viertagewoche für alle. Wer ursprünglich entlassen werden sollte, erhält 20 Prozent weniger Lohn. Alle anderen, die mindestens sechs Jahren für VW arbeiten, bekommen für den wegfallendenden Arbeitstag 30 Prozent eines Tageslohns, die Zusatzleistungen bleiben beinahe unangetastet – nur ein Teil des Weihnachtsgeldes geht an die stärker Betroffenen. Die Einigung kam zustande, nachdem der mexikanische Arbeitsminister Carlos Abascal erklärt hatte, dass Bundes- und Landesregierung rund 30 Millionen Pesos (etwa 2,8 Millionen Euro) zuschießen werden.

Bei der Abstimmung über den Kompromiss stimmten knapp 40 Prozent der Beschäftigten mit Nein. Sie hätten die Entlassung der anderen eher als finanzielle Einbußen hingenommen. Eine ähnliche Entscheidung stand bereits im März zur Abstimmung. Damals entschied sich die Mehrheit gegen Lohnkürzungen und für die Entlassung von 500 Kolleginnen und Kollegen mit ungesicherten Arbeitsverträgen.

WOLF-DIETER VOGEL