Bierdel hält das Steuer fest

Der Cap-Anamur-Chef gibt aber Fehler zu. „Die Aktion war kein Erfolg“

BERLIN taz ■ Elias Bierdel will Cap-Anamur-Chef bleiben. „Ich bin stolz auf diese Organisation, und ich möchte weitermachen“, sagte Bierdel gestern. Rücktrittsforderungen, wie sie von Freimut Duve (SPD), einem Mitglied des Cap-Anamur-Förderkreises laut wurden, wies er zurück. Bierdel gab allerdings zu, dass Cap Anamur bei der Rettungsaktion Fehler gemacht habe. Man habe teilweise naiv gehandelt, sagte der ehemalige ARD-Journalist. „Die Aktion war kein Erfolg.“

Ein Beispiel von mehreren Pannen: Nachdem die Crew der „Cap Anamur“ festgestellt hatte, dass der Hafen in Lampedusa zu klein war, sollen die italienischen Behörden geraten haben, einen Hafen namens Port Salo anzulaufen. „Das war aber ein Hörfehler von mir“, gestand Bierdel. Bis man herausgefunden habe, dass es den Hafen gar nicht gab und auch der eigentlich gemeinte zu klein war, sei ein Tag vergangen.

Nach Recherchen des ARD-Magazins „Panorama“ verzögerte sich die Reise auch dadurch, dass Cap Anamur sich geweigert hatte, die Flüchtlinge in Lampedusa und Porto Empedocle mit kleinen Booten an Land zu bringen, obwohl ihnen das die dortige Polizei angeboten habe. „Das ist definitiv falsch“, sagte Stephan Schmidt, der Kapitän der „Cap Anamur“.

Scharfe Kritik übte Bierdel an den Medien. So hatte Cap-Anamur-Sprecher Bernd Göken im „Panorama“-Interview gesagt, das Schiff habe im Mittelmeer kreuzen müssen, weil sie auf Bierdel warten musste. „Das war ein Zermürbungsinterview“, sagte Bierdel. Er hat gegen „Panorama“ eine Programmbeschwerde eingelegt. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA bezichtigte er der Lüge.

Dass Cap Anamur die Rettung von Flüchtlingen zur Medieninszenierung gemacht habe, bestritt Bierdel. Man habe zum Beispiel nie gesagt, dass die Flüchtlinge aus dem Sudan seien. „Wir waren vorsichtig und haben gesagt, die Afrikaner behaupten, aus dem Sudan zu sein.“ Auch sei die Rettungsaktion kein geplantes Ereignis gewesen. Das Schiff sei am 19. Juni nach einer Motorreparatur aus Malta ausgelaufen – zu einer vorgeschriebenen Probefahrt. „Uns war bewusst, dass wir auf Flüchtlinge treffen könnten, geplant war es nicht“, sagte Kapitän Schmidt. DAS/SUVA