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: „Geilen String haste heute an“

„Die Drews“ (Mo., 21.15 Uhr, RTL 2)

„Die ist so bescheuert, die freut sich, zur Schule zu gehen. Ich war froh, als ich da raus war.“ So Papa Drews’ Kommentar zum Schuleintritt seiner Tochter Joelina. Die erste Episode der Familiendoku zeigt schon, wo’s lang geht: Jürgen (55) hat nix in der Rübe und findet das geil. Mutter Ramona (29) darf nichts sagen, und Tochter Joelina (6) kann einem nur Leid tun.

„Die Drews“ sind der Versuch, die erfolgreiche US-Serie „The Osbournes“ von MTV zu kopieren. Prominenten-„Big Brother“ eben. Klar, dass in Deutschland die Sache ein paar Nummern kleiner läuft. Das Haus der Drews in Dülmen ist nicht ganz so imposant wie Ozzys Villa. Papa Jürgen hatte auch nur einen Hit, den singt er dafür bei jeder Gelegenheit. Immer wenn er mehr als zwei Leute auf einem Haufen sieht: „Ein Bett im Kornfeld …“ Der Kommentar der Nachbarn: „Der hat einen an der Klatsche.“

Nach so einer abendlichen Session muss Jürgen bis mittags schlafen. Wenn er sich dann zum Frühstück schleppt, macht er Ramona ein Kompliment: „Geilen String haste heute an.“ Doch es gibt auch Probleme: Ramona bricht sich einen Nagel ab, die Haustür der Villa auf Malle klemmt, Tochter Joelina heult und kann nur mit Barbie-Spielzeug ruhig gestellt werden. Papa Jürgen gibt zu, dass er ein Chaot ist: „Einmal bin ich schon ein Jahr zu früh zu einem Auftritt gefahren.“

Das verrät einiges: Jürgen Drews ist ein Bühnen- und Kamerajunkie, will aber nicht wahrhaben, dass seine Zeit schon vor Jahren vorbei war. Darf jetzt zu seinem scheinbaren Glück sein Leben auf RTL 2 entblößen. Dass es dabei gar nichts zu entdecken gibt, verwundert nicht. Skandalös an den „Drews“ ist allenfalls, wie der Sender RTL 2 den Schlagersänger vorführt. Ständig macht sich die Off-Stimme über seine „super intellektuellen Kommentare“ lustig.

Warum guckt man sich so was an? Wahrscheinlich aus den gleichen Gründen, aus denen man Bild liest. Und genauso schnell schlägt der Voyeurismus um in Mitleid und Ekel. Selbst wenn Jürgen und Ramona von Beruf kamerageile Medienzombies sind, hätte man ihnen diese demütigende Plattform nicht geben dürfen. SILVIA HELBIG