wie gedenken
: Offener Zugang

Der Umgang mit der Erinnerung an die Nazi-Vergangenheit ist natürlich auch eine Geldfrage. Ist es pietätlos, dass die Gelder für das NS-Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ nur in reduzierter Form bewilligt werden? Solange Zumthors Projektidee im Wesentlichen erhalten bleibt, scheint die Pietätfrage sekundär. Denn: In dem Entwuf bleibt die interpretierende Verpackung, das Bauwerk, „im Hintergrund“. Dokumente und Ort, das ehemalige Gestapo-Hauptquartier, sollen selbst „sprechen“.

Kommentarvon CHARLOTTE MISSELWITZ

Das macht Zumthors Entwurf gerade interessant für die nachfolgende Generation: Grauen, Schuld oder Mitschuld sind Empfindungen, die umso echter werden, je individueller und autonomer sie entstehen. Mit dem neutralen Zugang zu den Quellen ohne die Simulation blutdurchtränkten Bodens wird die sich über die Generationen verändernde Auseinandersetzung mit dem Thema offen gehalten. Das „Wie“ der Erinnerung ist nicht vorgegeben, sondern als immer neue Debatte provoziert: Sie ist das eigentliche Denkmal.

Auch die Frage nach dem Geld geht mit der Ausstattung des Baus und so mit der Frage nach der Art der Erinnerung einher. Der gute Effekt: Die hier stattfindende Debatte ums „Wie“ – um die Ausmaße von Denkmälern, Gelder und Schwerpunkte – bewirkt ein Abwägen und Erinnern, das das eigentliche Denkmal an Produktivität übertrifft. Schon deshalb ist die Auseinandersetzung mit der Frage nach den Geldern für die Topographie wichtig. Nur sind diese Fragen nach dem „Wie“ schon Denkmalpflege. Wichtig bleibt daher, die Authentizität von Zumthors Projekt zu wahren, ob mit mehr oder weniger Mitteln.