Eishockeyprofis in Haft

Zwei Spieler der Eisbären Berlin wurden nach einem Trainingslager in Schweden verhaftet. Sie sollen nach einer Kneipentour eine 20-Jährige vergewaltigt haben. Polizei: starke Verdachtsmomente

aus Stockholm REINHARD WOLFF

„Tyringe Saga“ war das Reisetagebuch vom Trainingslager im südschwedischen Tyringe auf der Heimseite der Berliner Eisbären noch am Sonntagmittag überschrieben. Der idyllischen Geschichte aus dem „4.000-Seelen-Örtchen“ Tyringe „mit den kleinen, aber niedlichen Holzhäusern“, in dem aber „nicht so viel zu tun“ sei, waren da aber schon schwerste Vorwürfe gefolgt. Kurz bevor sie am Samstagnachmittag in Trelleborg die Heimreise zur Fähre nach Rostock antreten wollten, verhaftete die schwedische Polizei zwei der Eishockeyprofis, 36 und 37 Jahre alt. Sie wurden auf Beschluss des Staatsanwalts in der Regionshauptstadt Kristianstad in Haft genommen. Verdacht: gemeinschaftliche Vergewaltigung einer 20-jährigen Frau in einem besonders schweren Fall.

Die „Eisbären Berlin“ waren am Mittwoch nach Schweden gekommen, um sich in Spielen gegen den dortigen Zweitligisten Rögle und den Elitserien-Klub Malmö auf die kommende Saison vorzubereiten. Nach dem – zweiten – Spielverlust am Freitagabend trafen sich nach Ermittlungen der Polizei alle Spieler zum Abendessen. Danach seien einige in die nahe gelegene Kleinstadt Hässleholm gefahren, hätten eine Kneipenrunde begonnen und dann in einem Tanzlokal die 20-Jährige kennen gelernt. Diese, so melden schwedische Zeitungen am Sonntag, sei dann den Spielern zu einer „Nachfeier“ in das Mannschaftsquartier, das Kurhotel Tyringe, gefolgt. Am Samstagmorgen um 5.42 Uhr habe sie ein Polizeirevier aufgesucht und die Vergewaltigung angezeigt.

Noch am selben Morgen verhaftete die Polizei im Kurhotel aus der etwa 30-köpfigen Reisegesellschaft der Eisbären zunächst fünf Mitglieder, welche die Frau aufgrund von Fotos erkannt haben wollte. Nach stundenlangem Verhör wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Sie sind offenbar nicht mehr verdächtig, auch wenn sie laut Staatsanwalt Tord Josefsson „noch Teil des Ermittlungsverfahrens“ seien. Diese Spieler wurden zum Mannschaftsbus gefahren, wo gleichzeitig die beiden jetzt offensichtlich hauptsächlich Verdächtigen festgenommen wurden.

Über die Hintergründe wollte sich der verantwortliche Kriminalkommissar Bengt Svensson nur allgemein äußern: Die Verhaftung sei das Ergebnis umfassender Verhöre mit Spielern und Mitgliedern der Mannschaftsführung. Der Beschluss der Staatsanwaltschaft gründe sich „auf sehr starke und zuverlässige Verdachtsmomente“. Die Aussagen der 20-Jährigen erschienen glaubwürdig und seien durch ärztliche Untersuchungen bekräftigt. Man habe ausführliche Ermittlungen angestellt, die „mittlerweile dick wie ein Buch“ seien.

Kriminaltechniker ermittelten bis spät in den Samstagabend im Hotel und machten laut Pressemeldungen „interessante Funde“. Die Verhöre mit den beiden Spielern waren nach Angaben der Polizei in Kristianstad am Sonntagmittag „noch nicht abgeschlossen“, über Ergebnisse wollte man sich nicht äußern.

Der Stockholmer Zeitung Expressen gegenüber erklärte der Manager des Kurhotels Tyringe, Peter Borgström, er sei „geschockt“, er habe die Spieler als Profis erlebt: „Ich sah keinen von ihnen je Alkohol trinken.“ Demgegenüber zitiert die Zeitung Aftonbladet einen Angestellten des Tanzlokals in Hässleholm: „Die Spieler waren ziemlich betrunken und machten recht intensiv Frauen auf der Tanzfläche an.“

Eisbären-Geschäftsführer Detleff Kornett teilte unterdessen mit, „wir haben unsere schwedischen Anwälte eingeschaltet und arbeiten eng mit den Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären“.