Rad unterm Dach

Für Autos gibt es Park&Ride, für Radler Bike&Ride. Die Stellplätze für Fahrräder bieten aber noch viel mehr

Der so genannte Vorderradklemmbügel – auch Felgenkiller genannt – ist out, bewachte Fahrradparkhäuser sind in. Oft bieten sie noch viel mehr als schnödes Parken.

Es sind nicht verkappte Tour-de-France-Fahrer und auch keine Drahtesel-Fetischisten. Es sind ganz normale Menschen, die ihren Weg zur Arbeit eher mit dem Rad als mit dem Auto zurücklegen. Laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) hängt die Wahrscheinlichkeit, mit dem Fahrrad zu fahren, auch von den Bedingungen vor Ort ab. Kann ich mein Fahrrad sicher anschließen? Macht es mir in der Zwischenzeit jemand kaputt? Ist es dem Wetter schutzlos ausgesetzt?

Oft stehen Fahrradparkhäuser an Hauptbahnhöfen, wie etwa in Hannover. Die 350 Plätze im Fernroder Tunnel sind bei Fahrradwetter ausgebucht, die Stadt plant bereits ein zweites Parkhaus. Bereits für einen Euro pro Tag gibt es Rundum-Service: Ein Mitarbeiter bringt das Fahrrad an einen nummerierten Stellplatz, wo es videoüberwacht und versichert steht. Die angeschlossene Werkstatt erledigt Reparaturen, beispielsweise tagsüber, wenn das Rad nicht gebraucht wird. Für den Fall der Fälle und vor allem für Touristen gibt es Leihräder, Tagespreis 7,50 Euro. 22 fest Angestellte arbeiten hier, 17 davon sind öffentlich gefördert und kommen über den Betreiber Step – eine Hilfsorganisation für Drogenabhängige.

Viele solcher Fahrradstationen – in der Regel eine Kombination von Parkhaus, Werkstatt und Verleih – werden von sozialen Organisationen betrieben. Aber auch private Investoren kümmern sich um die vielen Radler.

So auch in Wunstorf, zirka 25 Kilometer westlich von Hannover. Das Fahrradhaus Rusack hat sich an der S-Bahn-Haltestelle eine Zweigstelle eingerichtet und bietet 326 Stellplätze unter einem umzäunten Carport. Werkstatt-Mitarbeiter Marco Piekorz sagt: „Wunstorf ist eine Hochburg für Fahrraddiebe“. Zu 70 Prozent seien die versicherten Stellplätze ausgelastet.

Bremen leistet sich am Hauptbahnhof knapp 2.200 Fahrradplätze, verteilt auf zwei zweistöckige Gebäude. Der ADFC arbeitet hier mit dem Fahrradhändler 1-2-3-Rad zusammen. Viele seien Dauerparker, sagt Kay Noack von 1-2-3-Rad. Die Leihräder seien im Sommer fast immer ausgebucht, und auch die Rikschafahrten fänden nicht nur bei Touristen großen Anklang.

Besonders attraktiv für Hamburger Studenten erscheint die Fahrradstation Dammtor-Rotherbaum: 15 Euro pro Semester kostet ein trockener Stellplatz, aber auch Nicht-Studenten dürfen dort parken. In der Selbsthilfe-Werkstatt lässt sich das eigene Rad günstig reparieren.

Die Parkgebühren der unterschiedlichen Fahrradstationen bewegen sich zwischen 70 Cent und 1,10 Euro pro Tag, Jahresbeiträge zwischen 65 und 110 Euro. In aller Regel sind die Fahrräder dort videoüberwacht, jedoch nicht immer gegen Diebstahl versichert. CHRISTOPHER OST