Monopoly am Kölner Rheinufer

Hoteliers beklagen sich über die Konkurrenz auswärtiger Hotelschiffe an Messetagen und rechnen mit Mindereinnahmen in Millionenhöhe. Sie überlegen, die Anlegestellen künftig selber zu mieten

KÖLN taz ■ Wenn in Köln eine große Messe wie die photokina, die Anuga oder die Möbelmesse stattfindet, sehen die Hoteliers der Domstadt regelmäßig rot. Denn dann legen am Rheinufer die Hotelschiffe – vorwiegend aus der Schweiz und den Niederlanden – an und verderben ihnen das Geschäft. „Sie bieten für kurze Zeit zwischen 2.500 und 3.000 Übernachtungsplätze an und sind nach den vier oder fünf Messetagen genauso schnell wieder verschwunden“, ärgert sich deshalb Christoph Becker, der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA).

Ein weiteres Ärgernis ist für ihn, dass die meisten dieser Schiffe noch nicht einmal Gewerbesteuer abführen müssen – im Gegensatz zu den Hotels auf dem Festland. Die einzigen Kosten, die für die schwimmenden Hotels entstehen, sind eine geringe Liegegebühr, die das städtische Hafenamt erhebt, und Gebühren für das Abwasser und die Müllentsorgung.

Was den Kölner Hotels entgeht, lässt sich laut Becker nicht exakt beziffern, doch grob geschätzt handele es sich um eine stattliche Summe: „Wenn wir von einer großen Messe mit fünf Übernachtungstagen ausgehen und pro Übernachtung auf dem Schiff einen Durchschnittspreis von 125 Euro ansetzen, schätzen wir den Ausfall – gerechnet auf 3.000 Schiffsbetten – auf rund 1,9 Millionen Euro, die an den Kassen der ortsansässigen Hotellerie vorbeifließen.“

Versuche der DEHOGA, auf die Stadt einzuwirken, seien bisher im Sande verlaufen: In Gesprächen mit dem Oberbürgermeister sei lediglich zu erfahren gewesen, dass die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) über die Liegeplätze entscheide. Auf dieses Unternehmen, zu fast 40 Prozent im städtischen Besitz, habe die Stadt allerdings keine Einflussmöglichkeiten. Becker ist das zu wenig: „Die Stadt hat sich mehr und größere Hotels gewünscht, die sind gebaut worden und jetzt sind wir der Auffassung, dass die Stadt eine Verpflichtung hat uns zu unterstützen“.

Nach Angaben der HGK allerdings ist die Zahl der Hotelschiffe in den letzten Jahren rückläufig – eine Tatsache, die auch der DEHOGA bekannt ist: „Die Zeiten, in denen bis zu fünf Schiffe an einem Anleger ankerten, sind offenbar vorbei. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass die Kölner Hotellerie in den letzten drei Jahren ihre Kapazitäten um 7.000 Betten auf insgesamt 24.000 erweitert hat und das ganz große Geschäft nicht mehr zu machen ist.“

Trotzdem denkt der Verband laut Becker über eigene Maßnahmen gegen die Konkurrenz der Hotelschiffe nach: „Bei der niedrigen Anlegegebühr könnten wir zukünftig die Anlegestellen zu Messezeiten mieten und entweder leer stehen lassen oder eigene Schiffe platzieren, auf denen Events passend zur jeweiligen Messe stattfinden“.

WOLFGANG JORZIK