Bald strahlen nur noch die Gegner

Die Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield soll in eine Beseitigungsanlage für Atommüll umgewandelt werden. Grund: Betreiberfirma hat sich übernommen und ist de facto pleite. Prgonosen, die Nachfrage nach Uran werde steigen, waren falsch

aus Dublin RALF SOTSCHECK

Die Thermaloxid-Wiederaufbereitungsanlage (Thorp) auf dem Gelände der Plutoniumschleuder Sellafield im Nordwesten Englands wird 2010 geschlossen. Das Monstrum, doppelt so groß wie das Wembley-Stadion und höher als die Londoner St.-Pauls-Kathedrale, soll in eine Atommüllbeseitigungsanlage umgewandelt werden. Brian Watson, der Direktor von Sellafield, sagte, die Säuberungsarbeiten seien 30 Milliarden Pfund wert.

Ähnlich optimistisch hatte die Sellafield-Betreiberfirma British Nuclear Fuels (BNFL) die Profitchancen für die 1,85 Milliarden Pfund teure Thorp-Anlage beurteilt, als sie vor neun Jahren in Betrieb genommen wurde. Damals sagte die Atomindustrie voraus, dass die Atomkraft weltweit auf dem Vormarsch sei und sich der Uranpreis aufgrund der Knappheit verdoppeln werde. Die Wiederaufbereitung – die Trennung des verbrauchten Brennmaterials in Atommüll, Uran und Plutonium für Atombomben – würde Großbritannien in den ersten zehn Jahren nach der Thorp-Inbetriebnahme 500 Millionen Pfund Gewinn bringen, da man bereits seit den Siebzigerjahren profitträchtige Verträge abgeschlossen habe.

Doch dann wurde 1999 bekannt, dass BNFL den Sicherheitstest der Körner für die Brennstäbe unterlaufen hat, um den Ausschuss zu minimieren. Auch warf das Atomanlageninspektorat dem Konzern „systematische Managementfehler“ und Dokumentenfälschung vor. Japan und Deutschland stornierten ihre Aufträge. 2001 wurde BNFL für bankrott erklärt – mit 41 Milliarden Pfund Schulden.

Nun liegen 75 Tonnen Plutonium und 3.336 Tonnen Uran in Sellafield herum, die niemand will. Die Wiederaufbereitung ist doppelt so teuer wie die Lagerung der verbrauchten Brennstäbe. Außerdem produziert Thorp hochradioaktiven flüssigen Abfall, der in Sellafield in Glasblöcke gegossen und gelagert wird. Doch das ist nur eine Zwischenlösung. Und die Technik ist längst nicht ausgereift. Die Anlage musste häufig abgestellt werden, weil die hohe Radioaktivität Kabel und Maschinen zerstörte. Das unter Sellafield geplante Endlager blies die damalige Tory-Regierung 1997 ab – wenige Stunden vor Labours Wahlsieg.

Die Tories hatten die Anlage von Labour geerbt. Die Idee dafür stammt von dem linken Labour-Abgeordneten und damaligen Energieminister Tony Benn. Der Observer verglich Benn mit dem König von Siam, der den Höflingen, die er nicht leiden konnte, einen Elefanten schenkte. Der fraß so viel, dass es die Beschenkten in den Ruin trieb.