Gewinn: immer. Risiko auch

Ab Januar nächsten Jahres sollen auch deutsche Anleger in Hedgefonds investieren können. Bislang hatten private Kleinanleger lediglich über den Umweg mit Hedgefonds-Zertifikaten damit zu tun

Hedgefonds sind Investmentfonds, die nur ein einziges Ziel haben: eine möglichst hohe absolute Rendite für den Anleger zu erwirtschaften, und das vollkommen unabhängig davon, ob fallende oder steigende Kurse das Börsengeschehen beherrschen. Das Management hat dabei freie Hand und ist weder an bestimmte Indizes, Länder, Branchen noch an bestimmte Anlageklassen gebunden. Es kann sämtliche an den Börsen mögliche Transaktionen tätigen und Aktien, Anleihen, Währungsgeschäfte, Derivate oder auch die Hebelung der Gewinne durch die Aufnahme von Krediten nutzen.

Traditionelle Investmentmanager werden daran gemessen, ob und in welcher Höhe sie den jeweiligen Index schlagen. So hätte also ein Investmentfonds, der etwa in deutsche Standardaktien investiert, seine „Benchmark“ – nämlich den Deutschen Aktienindex DAX – zu überflügeln. Das hat bei den Kursstürzen der vergangenen Jahre dann dazu geführt, dass Anlegern Verluste in Höhe von 30 und mehr Prozent im Jahr mit dem Verweis darauf schmackhaft gemacht wurden, dass der Index ja immerhin noch ein paar Prozentpunkte schlechter abgeschnitten habe.

Ein Hedgefonds-Manager dagegen wäre bei einem solchen Verlust seinen Job wohl los oder würde ihn freiwillig aufgeben. Denn anders als bei Managern klassischer Investmentfonds hängt die Bezahlung von Hedgefonds-Experten davon ab, ob und in welcher Höhe sie Gewinne erwirtschaften.

Was als Anlegerschutz gemeint ist, die hohen Transparenzanforderungen, die für die in Deutschland vertriebenen Investmentfonds gelten, kann also ins Gegenteil umschlagen. Denn dadurch, dass Investmentmanager an die vorgegebenen Märkte und Quoten gebunden sind, wird das Anlagerisiko weitgehend auf den Anleger abgewälzt, hat doch der Anleger im Vorhinein zu entscheiden, ob und in welcher Höhe er in Aktien beziehungsweise in welche Märkte er investieren will. Die wesentliche Stellschraube für den Anlageerfolg, nämlich rechtzeitig die Höhe der Aktienquoten anzupassen, liegt damit gar nicht in den Händen des Managements. Der Fondsmanager hat nicht die Möglichkeit, bei starken Kursstürzen die Reißleine zu ziehen und zu deinvestieren, denn er ist an vorgegebene Aktien-, Renten- und Cashpositionen gebunden.

Im Unterschied dazu können Hedgefonds-Manager frei agieren: Der Preis dafür ist eine erhebliche Intransparenz. Der Anleger weiß nicht, in welche Anlageklassen und in welche Art von Geschäften er sein Geld steckt. Den Chancen – nämlich durchschnittlich zweistelligen Renditen im Jahr – stehen erhebliche Risiken gegenüber. Immer wieder lösten Hedgefonds Erschütterungen an den Börsen aus, wie zum Beispiel 2002, als beim Zusammenbruch des japanischen Eifuku Master Fund 277 Millionen Euro vernichtet wurden.

Dennoch gehören an „absoluten Returns“ orientierte Investmentstrategien zum normalen Handwerkszeug einer jeden Verwaltung, die sich um das Management der Vermögen großer privater oder institutioneller Anleger kümmert. Und was für große Anleger recht ist, sollte für Kleinanleger erst recht billig sein. Aber sind nun Hedgefonds angesichts der anhaltend unsicheren Aktienmärkte wirklich ein Silberstreifen am düsteren Horizont oder eine Mogelpackung, die zumindest für Kleinanleger nichts bringen wird?

Die Meinungen darüber sind geteilt. Während man einerseits zu Recht ins Feld führen kann, dass Investments, die eben nicht mit den Renditen der klassischen Renten- und Aktienmärkte korrelieren, eine sinnvolle Beimischung zur Stabilisierung eines jeden Depots sind, muss andererseits darauf hingewiesen werden, dass aufgrund der zu erwartenden gesetzlichen Regelungen deutsche Anleger lediglich die Möglichkeit haben werden, in Hedgefonds „light“ investieren zu können. Erlaubt sein werden nur Dachfondskonstruktionen, die ihrerseits in Hedgefonds investieren, um damit eine Risikostreuung sicherzustellen.

Der Versuch, den Anleger gesetzlich zu schützen, könnte wieder gegenteilige Effekte haben. Denn Stärken der professionellen Investmentstrategen könnten einerseits der Marktmacht der traditionellen Kapitalanlagegesellschaften und andererseits den mit dem Anlegerschutz verbundenen gesetzlichen Restriktionen zum Opfer fallen. Zu befürchten ist, dass die international führenden angelsächsischen Anbieter sich kaum mit den detaillierten Vorschriften des deutschen Rechts anfreunden und folglich die deutschen Dachfonds mit der zweiten Garde der Branche werden vorlieb nehmen müssen. Ab Januar 2004 wird man sehen, wie die Anleger mit den neuen Möglichkeiten und Risiken umgehen. BIRGIT BOSOLD