Irak: Keine Folter

Die dänische Offizierin, die im Irak Gefangene beim Verhör gefoltert haben soll, weist alle Vorwürfe zurück

STOCKHOLM taz ■ Die unter Foltervorwürfen stehende dänische Offizierin Annemette Hommel hat in ersten Stellungnahmen gegenüber Medien alle Anschuldigungen wegen ungesetzlicher Verhörmethoden zurückgewiesen: „Ich würde nicht einmal davon träumen, Folter oder andere Übergriffe anzuwenden. Aber gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass wir Angehörige eines Volkes verhören, das alles daran setzt, dänische Soldaten zu töten.“ Und weiter: „Natürlich wollen wir bei den Verhören etwas aus denen herausbekommen.“

Der Militärleitung wirft sie vor, sie zum „Sündenbock“ machen zu wollen: „Das Verteidigungsministerium will mich opfern. Denn die haben Angst davor, dass mehr Missstände ans Licht kommen könnten.“ Wie mittlerweile bekannt wurde, richten sich die Ermittlungen wegen „ungesetzlicher Verhörmethoden“ gegen mindestens fünf Offiziere der dänischen Iraktruppe. Die ersten entsprechenden Anklagen sollen bereits im Februar oder März der Militärleitung bekannt geworden sein, ohne dass diese aber darauf reagiert hätte.

Aus dem Offizierskorps wurden unterdessen Stimmen laut, wonach selbst wenn die bislang bekannt gewordenen konkreten Vorwürfe zutreffend sollten, dies nur Verhörmethoden seien, welche man Soldaten in ihrer Ausbildung beibringe. Oberstleutnant Poul Dahl: „Dänische Verhöroffiziere sind gerade dazu ausgebildet, Gefangene unter Stress zu setzen. Zum Beispiel sie wenig schlafen zu lassen, sie in unbequemen Stellungen zu halten oder sie über einen längeren Zeitraum einem hohen Geräuschpegel auszusetzen und so weiter.“ Man könne da keine genauen Grenzen ziehen, was zulässig sei und was nicht, „sonst bricht das ganze Kartenhaus zusammen“.

Dahl wirft der Regierung vor, aus Angst vor Kritik am dänischen Irakeinsatz sein Militärpersonal zu opfern: „Es ist bequem, zu Hause zu sitzen und sich einen Heiligenschein aufzusetzen.“ Ein ganz anderes Bild dessen, wozu dänische Soldaten ausgebildet werden, vermittelt Major Allan Huglstad, Chef der Verteidigungsakademie. „Wenn man, wie wir das ausdrücken, die Zufuhr von Essen und Trinken reguliert und Leute in unbequemen Stellungen verharren lässt, überschreitet das eindeutig die Grenzen zulässiger Gefangenenbehandlung.“

Alle Soldaten im Irakeinsatz bekamen in der Vergangenheit stets einen Merkzettel ausgehändigt, in dem sie auf ihre Verpflichtung hingewiesen wurden, die Genfer Konvention einzuhalten. Die Soldaten, die im August die jetzige Dancon-Truppe ablösen sollen, werden nun zusätzlich zu dem Merkblatt noch eine Stunde Ausbildung zum Thema Menschenrechte erhalten.

REINHARD WOLFF

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