Milli Görüs sagt nur grüß Gott

Islamistischer Verein dementiert Polit-Gespräch mit Türkeis Ministerpräsident Erdogan

BERLIN taz ■ Hat sich der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan während seines Besuches in Deutschland mit Vertretern der islamischen Organisation Milli Görüs (IGMG) zu einem Gespräch über deren Aktivitäten getroffen, wie es die türkische Tageszeitung Cumhürriyet gestern berichtete, oder nicht?

Hasan Akyol, Pressesprecher des Berliner Milli-Görüs-Verbandes, dementierte gestern gegenüber der taz, dass es ein politisches Treffen mit Erdogan gab. „Das ist eine Falschmeldung“, erklärte Akyol. Er räumte indes ein, dass Mitglieder der Berliner IGMG-Filiale den Ministerpräsidenten in dessen Berliner Hotel „willkommen geheißen“ haben.

Milli Görüs ist mit weit über 30.000 Mitglieder die größte islamische Organisation Deutschlands. Sie wird seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet. Die IGMG pflegt enge Verbindungen zu dem türkischen Islamistenführer und Expremier Necmettin Erbakan, aus dessen Partei sich die heute in Ankara regierende AK-Partei Erdogans abspaltete. Das Verhältnis der AK-Partei zu Milli Görüs ist widersprüchlich: Im Frühjahr distanzierte sich Erdogans Regierung von der IGMG, im April rief sie die türkischen Konsulate zur Unterstützung der IGMG auf.

IGMG-Generalsekretär Oguz Ücüncü wies auch eine andere Darstellung der Cumhürriyet zurück. IGMG, so hatte die Zeitung geschrieben, sei zu einem offiziellen Treffen Erdogans mit in Deutschland aktiven türkischen Organisationen gar nicht eingeladen gewesen. Sie habe deswegen Druck auf das türkische Außenministerium ausgeübt – um einen Exklusivtermin zu erhalten. „Wir haben frühzeitig eine Einladung über das Kölner Konsulat erhalten“, versicherte dagegen Ücüncü gegenüber der taz. Das Treffen, das gestern im Berliner „Türkei-Haus“ stattfand und an dem auch türkische Eltern- und Wirtschaftsverbände teilnahmen, war laut Ücüncü ein Erfolg. YASSIN MUSHARBASH

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