Schnellausschluss in Athen

Das Internationale Olympische Komitee suspendiert sein Mitglied Ivan Slawkow wegen Korruptionsverdachts. Er hatte getarnten BBC-Reportern Stimmen für die Olympiabewerbung Londons 2012 zum Kauf angeboten

ATHEN dpa ■ Mit der Suspendierung seines Mitglieds Ivan Slawkow und dessen Ausschluss von den Olympischen Spielen hat sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) wenige Tage vor der Eröffnungsfeier von einer großen Last befreit. In einem kurzen Prozess zog das Exekutivkomitee „bestmöglich, schnellstmöglich“, so sein deutscher Vizepräsident Thomas Bach, die Konsequenzen aus einer der größten Korruptionsaffären im IOC. Präsident Jacques Rogge bezeichnete die Entscheidung als Konsequenz seiner „Null-Toleranz“ gegen Korruption und Doping.

In einem am vergangenen Mittwoch von der BBC gesendeten Beitrag („Die gekauften Spiele“) hatte Slawkow in einem geheim aufgenommenen Gespräch den Eindruck erweckt, seine Stimme sei für die Londoner Bewerbung um die Spiele 2012 käuflich. Am Donnerstag sah sich Rogge den Film an, am Samstag früh um 7 Uhr die gesamte Exekutive. Einige Sequenzen waren so „beklemmend“ (Bach), dass die IOC-Führung beschloss, Slawkow aus dem Verkehr zu ziehen und die vier in dem TV-Beitrag auftretenden Agenten zu „unerwünschten Personen“ zu erklären.

„Ich bin mehr als enttäuscht, ich bin erzürnt“, sagte Rogge.

Slawkows Behauptung, er sei als eine Art Doppelagent nur zum Schein auf das Treffen mit den verkappten BBC-Reportern eingegangen, um sie seinerseits des Betrugs zu überführen, erwies sich als haltlos.

Slawkow, der ursprünglich am Sonntag mit dem bulgarischen Team anreisen wollte, ist nun auch im eigenen Land unter starken politischen Druck geraten. Er soll sowohl seine Präsidentschaft im Nationalen Olympischen Komitee (NOK) als auch die im Fußball-Verband niederlegen. In einer Stellungnahme nannte eine NOK-Sprecherin die Suspendierung lediglich „voreilig“. Der bereits in den vergangenen Jahren der Korruption verdächtigte Funktionär hatte vor der IOC-Entscheidung erklärt, er wolle seinen Fall vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) bringen.

Von den Olympischen Spielen ebenfalls ausgeschlossen wurde der Kuwaiti Abdul Muttaleb Ahmad, Generalsekretär der Vereinigung der asiatischen NOK, sowie die keiner olympischen Organisation angehörenden Agenten Goran Takac (Serbien-Montenegro), Gabor Komyathy (Ungarn) und Mahmud al-Farnawani (Ägypten). Ihnen soll bei allen IOC-Veranstaltungen der Zutritt verwehrt werden. Die vier hatten in den von BBC aufgenommenen Gesprächen den Eindruck erweckt, London 54 Stimmen bei der Wahl des Olympia-Ortes 2012 durch die IOC-Vollversammlung besorgen zu können.

Mit Slawkow ist das dritte IOC-Mitglied innerhalb von drei Jahren suspendiert worden. Der in seinem Land wegen Korruption zu sechs Jahren verurteilte Indonesier Mohammed Bob Hasan soll von der ab Dienstag in Athen tagenden IOC-Vollversammlung ausgeschlossen werden. Am 29. Januar hatte das IOC-Exekutivkomitee den Südkoreaner Un Yong Kim vorläufig von allen Rechten entbunden. Der 72 Jahre alte IOC-Vize war in Seoul wegen Korruption zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.