Texte von Gerard Manley Hopkins im Jenisch Haus
: Wolken beschreiben

Wenn wolkenspiel und lichteinfall den abendlichen himmel färben, versagt oft die sprache. Der versuch, solche momente in worte zu fassen, führt meist zu kitschiger verklärung. Auch der englische dichter Gerard Manley Hopkins (1844–1898) neigt in den himmelsbeschreibungen seines Journals, aus denen der schauspieler Kai Hufnagel am mittwoch im Jenisch Haus liest, zu impressionistischem schwelgen. Doch der beiläufige tonfall seiner notizen nimmt den lautmalerischen wortketten jedes pathos. Interessanterweise entstanden die intensivsten passagen während eines aufenthalts in Wales, als der angehende jesuit Hopkins noch unter einem schweigegelübde stand, das ihm das dichten verbot. Doch angesichts der schönheiten der walisischen landschaft konnte er nicht an sich halten und pries mal verhalten, mal ekstatisch die schöpfung. Dabei nehmen die prosastücke den „new rhythm“ seiner späteren sonette vorweg, mit denen Hopkins posthum die englische dichtkunst revolutionierte. mu

Mi, 18.8., 20 Uhr, Jenisch Haus, Baron Voght-Str. 50