Ausflug ins Karriere-Ich

Individuelle Nischen-Suche für Kulturschaffende: Das Institut für Weiterbildung an der HWP hilft mit einem berufsbegleitenden Baukastensystem und lädt zur Personalentwicklung in eigener Sache

von LASSE HINRICHS

Als einst die Traumblasen der New-Media/Economy-Branche jäh zerplatzten und aufstrebende JungunternehmerInnen unsanft von ihren Ausflügen zur Börse wieder landeten, war das lediglich der Anfang vom Ende, glaubt Susanne Nöbbe vom Weiterbildungsinstitut der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP). „Der Markt ist gesättigt“, sagt die Koordinatorin des Kontaktstudienganges Medienmanagement.

Helfende Hand auf dem Weg zum individuellen Erfolg von Berufstätigen in den Bereichen Medien, Kultur und Bildung möchte das HWP-Institut sein und lädt deshalb am 1. November zum Workshop „Personalentwicklung in eigener Sache“ ein. Was will ich? Wo will ich hin? lauten die Ausgangsfragen. Mit anderen Worten, Ziel des Workshops ist die Standortbestimmung des Karriere-Ichs. In Gruppenarbeit und nach dem Muster „Selbstbild – Fremdbild – Bestandsaufnahme“ soll den wirklichen Wünschen auf den Grund gegangen werden. „Manchmal schleicht sich da eine Fachkompetenz heraus, von der man keine Ahnung hat, dass man sie überhaupt besitzt, für die man gar kein Zeugnis hat“, sagt Diplom-Ingenieurin Nöbbe, die Leiterin des Workshops.

Über ein solches Aha-Erlebnis kann auch Julian Robling berichten, Seiteneingangnutzer par excellence. Die Idee umzusatteln kam dem 27-Jährigen 1999 während eines Sprachstudiums in Barcelona – da „habe ich mein Leben neu überdacht“. Aus Spanien zurückgekehrt, hatte Robling die Möglichkeit, im Betrieb des Bruders Medienluft zu schnuppern. Und war danach auch schon einen Schritt weiter: Der gelernte Raumgestalter entschied, sich ebenfalls in der Filmproduktion selbständig zu machen. Mittlerweile studiert Robling parallel zum neuen Beruf seit vier Semestern Medienmanagement.

Das funktioniere, ohne weiteres. Möglich macht das ein besonderes Baukastensystem im Lehrplan. Veranstaltungen können die Teilnehmer individuell nach Zeit- und Interessenlage abrufen, ganz auf den eigenen Terminkalender zugeschnitten. „Manchmal ist das fast schon zuviel Freiheit“, sagt Nöbbe und lacht. Auch die Kosten lassen schmunzeln. Je Unterrichtsstunde ist eine Gebühr von sechs bis acht Euro fällig, hinzu kommt noch ein Semesterbeitrag von 30 Euro. Die gebotene Qualität dafür sei ungewöhnlich hoch. Das liege an der Intensität der Kurse, erklärt Robling, an der überschaubaren Teilnehmerzahl und am guten Lernklima. „Man profitiert von den Erfahrungen der anderen.“ Nöbbe nennt das Synergien und „Symbiose von Wissenschaft und Praxis“. Dozenten sind unter anderem ausgewiesene Experten der HWP, freie Trainer und Leute mit langjähriger Berufserfahrung. Motivation meets Kompetenz.

Für Robling ist nächstes Jahr Schluss. Zuvor allerdings steht ihm noch die mehrmonatige Abschlussprüfung bevor, ähnlich einer Diplomarbeit. Doch schon jetzt, ohne offizielles Zertifikat, könne er das Gelernte aus dem Studium in der täglichen Praxis anwenden. Zum Beispiel was Kommunikation angeht, was Controlling und Management betrifft. Denkbar knapp fällt deshalb auch sein Zwischenfazit aus: „Sehr gut“. Er könne den Studiengang nur weiter empfehlen.

Das aber hat sich schon ohne Roblings Zutun herumgesprochen. „Es gibt immer mehr Arbeitgeber, die Kurse oder einzelne Bausteine buchen“, freut sich Nöbbe. Trotz oder gerade wegen der Medienflaute habe das Weiterbildungsinstitut bei den Teilnehmerzahlen keinen Einbruch zu beklagen.