Sicherheitsrat verhandelt weiter

Die US-Regierung signalisiert nach Kritik aus Frankreich, Deutschland und Russland zögernd Gesprächsbereitschaft über ihren Entwurf einer neuen Irakresolution. Alle Beteiligten sagen, dass sie einen Kompromiss wollen – nur nicht, wie der aussieht

NEW YORK/LONDON/BAGDAD ap/dpa/afp ■ Die USA haben sich nach ersten Beratungen im Weltsicherheitsrat über ihren Resolutionsentwurf zu Irak kompromissbereit gezeigt. Der Entwurf sieht vor, die Vereinten Nationen stärker am Wiederaufbau Iraks zu beteiligen, das militärische und zivile Kommando jedoch in US-amerikanischer Hand zu belassen. Kritiker wie Deutschland und Frankreich forderten deutliche Nachbesserungen, vor allem im Hinblick auf die künftige Rolle der UN. Auch Russland, Chile und Mexiko drangen auf Änderungen.

US-Botschafter John Negroponte erklärte nach zweistündigen Beratungen am Freitagabend in New York, der eingebrachte Entwurf sei lediglich ein Arbeitspapier. US-Außenminister Colin Powell bot Anpassungen im Text an.

UN-Generalsekretär Kofi Annan schlug im Fernsehsender CNN ein Treffen der Außenminister der fünf ständigen Ratsmitglieder zur Ausarbeitung eines Kompromisses vor. Der russische UN-Botschafter Sergej Lawrow forderte einen Zeitrahmen für die Wiederherstellung der irakischen Souveränität, an dessen Ausarbeitung die Iraker und die UN beteiligt werden müssten.

Die EU-Außenminister bemühten sich im Streit um das weitere Vorgehen in Irak um eine einheitliche Linie. Zum Abschluss von zweitägigen Gesprächen in Riva del Garda sagte der französische Ressortchef Dominique de Villepin am Samstag: „Alle haben den Wunsch, einen Kompromiss zu finden.“ Bundesaußenminister Joschka Fischer sagte, mit dem jüngsten US-Vorstoß sei Bewegung in die Krise gekommen. Er habe Powell konkrete Vorschläge gemacht, wie sich die Bundesregierung eine neue Resolution vorstelle.

In den Straßen der irakischen Stadt Nadschaf patrouillierten am Samstag Mitglieder einer verbotenen Organisation auf den Straßen, die an ihren Armbinden als Mitglieder der schiitischen Badr-Brigade zu erkennen waren. Der US-Zivilverwalter Paul Bremer sagte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, bewaffnete irakische Patrouillen seien mit Erlaubnis der Besatzungstruppen unterwegs, um die Sicherheit in Nadschaf zu erhöhen. Gestern wiederum hieß es, britische und US-Truppen hätten die Schiiten-Milizen ultimativ aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen. Wer sich der Aufforderung widersetze werde zur Entwaffnung gezwungen und ins Gefängnis gebracht, sagte ein Armeesprecher.

Ein US-Transportflugzeug ist nach einem Bericht der BBC vom Sonntag nach dem Start in Bagdad mit Boden-Luft-Raketen angegriffen worden, nur Stunden, bevor Rumsfeld vom Bagdader Flughafen aus aus den Irak verließ. Die beiden mit Wärmesuchern ausgestatteten Geschosse hätten das Flugzeug vom Typ C-141 aber weit verfehlt, berichtete der Fernseh- und Rundfunksender unter Berufung auf britische Militärs im Irak.