Klassiker mit Lücken

Wer die Schriften von Marx und Engels studieren will, muss viel Energie, aber wenig Kapital aufwenden. In der DDR erschienen in hoher Auflage und deshalb heute noch leicht greifbar die „blauen Bände“ der „Marx-Engels-Werke“ (MEW). Zusätzlich wurden die wichtigsten Schriften in Einzelausgaben herausgebracht. Die MEW folgte der sowjetischen Werkausgabe, später lieferte auch der Verlag für fremdsprachige Literatur in Peking Einzelausgaben, die der sowjetischen Edition folgten. Die fremdsprachigen Werke der „Klassiker“ waren bei der MEW ins Deutsche übertragen, bei den Briefbänden fehlten die Texte der Korrespondenzpartner. Ein kommentiertes Personenverzeichnis und ein Vorwort sorgten vor jedem Band für die korrekte Sicht.

In der Bundesrepublik wurden, oft als Taschenbuch, eine große Zahl von Einzelausgaben und ausgewählten Schriften ediert, wobei besonders die von Furth und Lieber ausgewählten Werke und die von Iring Fetscher edierten Schriften Zuspruch fanden. Marxologen in beiden deutschen Staaten lieferten sich in Editionsfragen zähe Gefechte. Schließlich wurde in Moskau und Ostberlin beschlosssen, die in den 30er Jahren abgebrochene historisch-kritische Gesamtausgabe wieder aufzunehmen und zahlreiche „westliche“ Wissenschaftler einzubeziehen – so dass nach dem politischen Systembruch 1990/91 die Edition auf internationaler Grundlage fortgeführt werden konnte. Diesmal vielleicht bis zum Happyend. CS