berliner szenen Schön hier

Intertank am Kanal

Urbanhafen, immer noch einige Menschen im Gras, ein bisschen Zeitungsrascheln, ein paar Schwäne. Eine Frau mit weinerlicher Stimme in ihr Handy: „Wie’s mir geht? Du stellst Fragen, schlecht natürlich! Na, er hängt jeden Abend im Intertank und lässt sich voll laufen. Er sagt, er macht dies, er macht das, er ändert sich und schafft es allein, aber er macht nichts, und seine Mutter gibt ihm das Geld. Er ist andauernd betrunken und hat bei allen verkackt. Die Leute sagen, ich seh so unglücklich aus, aber geh halt deinen Weg, wir gehen unseren. Sogar die Freundschaft mit Axel ist jetzt hin …“

„ … Quatsch, da krieg ich den doch nie im Leben rausgeholt. Der hockt da rum und ist voll wie ’ne Haubitze und macht Alarm, und die anderen glotzen und denken, das arme Mädchen, und so hübsch. Ich sag’s dir, der wird nur eklig und ausfallend. Ich hab kei-nen Bock mehr! Ich zerstör mich selbst doch nicht mit! Aber wenn ich dann mal mit ihm reden will, läuft er vor mir weg, bloß dass er sich nicht auseinander setzen braucht. Dem ist das alles scheißegal. Der hat nur noch eins im Kopf. Weißt ja …“

„ … Mensch, der spielt und treibt sich einfach so rum. Manchmal seh ich den tagelang nicht, und dann kommt er wieder angeschissen, will mich abknutschen und stinkt. Ich hab das Gefühl, der ändert sich nie! Mann, der ist so auf der Strecke geblieben. Der würde das nicht mal mitbekommen, wenn ich tot wär …“

„Ehrlich? … Ach so? Gut, na dann bis bald. Nee, alles o.k., ist schön hier. Ich sitz am Kanal, da vorm Krankenhaus, weißt ja. Total viel los. Klar, bis bald mal wieder.“ Lautes Zeitungsrascheln, betretene Blicke unter Sonnenhüten. Die Schwäne gleiten ein bisschen nach links.

ELINA KRITZOKAT