Reggae-Session nur für Heteros

Der Lesben- und Schwulenverband kritisiert Auftritt des homosexuellen-feindlichen jamaikanischen Reggae-Sängers Buju Banton in Hamm. Veranstalter distanziert sich zwar, hält aber am Konzert fest

VON KLAUS JANSEN

1.500 Gäste, Sonne und Harmonie – so war es geplant für den 20. August in Hamm. Doch im Vorfeld der „Reggae Summer Night“ im Kulturrevier Radbod gibt es Ärger. Grund ist der geplante Auftritt des jamaikanischen Dancehall-Sängers Buju Banton, der in seiner Heimat an Übergriffen auf Homosexuelle beteiligt gewesen sein soll. Der Lesben- und Schwulenverband LSVD fordert deshalb den Veranstalter, die Hammer Konzertagentur Revelation Concerts auf, den Sänger auszuladen oder sich von ihm zu distanzieren. „Wir sind entsetzt über den Auftritt“, sagt LSVD-Sprecher Philipp Braun.

Dass der jamaikanische Reggae-Sänger Buju Banton Homosexuelle nicht besonders mag, machte er schon 1992 in seinem Song „Boom Bye bye“ deutlich: Mit der Zeile „Batty boy get up and run ah gunshot in ah head man“ forderte Banton explizit zur Ermordung Homosexueller auf. Allerdings: In den 12 Jahren danach fiel der Sänger eher durch sozialkritische als durch homophobe Texte auf. Der LSVD sieht Banton jedoch nicht geläutert: „Er hat sich von diesem Song bis heute nicht distanziert und spielt ihn immer noch“, sagt Braun.

Schwulenhass hat in Jamaika Tradition: Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind in den vergangenen sieben Jahren rund 30 Menschen wegen ihrer Homosexualität ermordet worden. Auch Banton soll es nicht bei verbalen Angriffen belassen haben: Nach einem Bericht des englischen Guardian soll er im vergangenen Monat an einem bewaffneten Überfall auf einen Homosexuellen beteiligt gewesen sein. Banton wurde vorübergehend festgenommen, kurz darauf aber wieder frei gelassen – rechtzeitig zu seiner Europatournee, unter anderem mit Auftritten bei den olympischen Spielen in Athen.

Beim Hammer Veranstalter Revelation Concerts will man am Auftritt des Dancehall-Stars trotzdem festhalten: „Es ist nicht einfach, Konzerte abzusagen. Dabei geht es um viel Geld“, sagt Geschäftsführer Christoph Tewes. Von den Texten des Sängers will er sich aber distanzieren – auch schriftlich. „Wir werden dafür sorgen, dass er das besagte Lied nicht spielt. Damit muss der Sache dann auch Genüge getan sein“, sagt Tewes. Im Vorfeld habe er nichts von den Vorfällen in Jamaika gewusst: „Ich war noch nie auf Jamaika. Ich bin nicht schwul. Also kann ich nichts zur Situation der Schwulen dort sagen“, findet er. Überhaupt, bei 40 Platten des Künstlers könne man nicht jede Textzeile prüfen: „Man kann doch nicht wirklich von mir verlangen, dass ich diese Papua-Sprache verstehe“, sagt Tewes.

Beim Kulturrevier Radbod, in der Homosexuellenszene als Partyveranstalter durchaus anerkannt, drängt man auf eine Ausladung Buju Bantons. „Das haben wir dem Veranstalter nahe gelegt“, sagt Sprecherin Ute Obering. Selbst könne man Banton nicht ausladen – man müsste in diesem Fall das gesamte Festival mit sieben weiteren Acts canceln. „Das ist für uns finanziell aber nicht zu verkraften“, sagt Obering.

Auch der Stadt Hamm ist die Debatte unangenehm: „Der Veranstalter soll garantieren, dass auf der Bühne keine schwulenfeindlichen Äußerungen fallen“, sagt Stadtsprecher Christian Strasen. Die Kommune sei homophober Tendenzen ohnehin unverdächtig: Schließlich veranstalte man einen Mittelstreckenlauf für Lesben und unterstütze die Aids-Hilfe.